Gemeinheiten I: Der Pathosfaktor

Die Berichterstattung über Finanzkennzahlen ist hoffnungslos schwülstig geworden. (Natürlich nicht da, wo Profis miteinander kommunizieren. Bevor Managementtachos an der Wall Street Einzug halten, sehe ich Davos im Meer versinken.)

Es kostet einen halben Satz festzustellen, dass drei Produktgruppen 3,3 Mio., 3,6 Mio. bzw. 4,2 Mio. Euro Umsatz gemacht haben. Dennoch schrecken viele Zeitgenossen nicht davor zurück, das statt dessen mit Hilfe einer Grafik zu kommunizieren, die sie folienfüllend in eine PowerPoint-Präsentation einbinden. Zehn solcher Grafiken und bei manchem entsteht der Eindruck, da wäre eine Botschaft.

Die Grafik selbst ist dann noch hoffnungslos überladen mit Schnickschnack (engl. Chartjunk), unnötig genau, sagt manches doppelt, anderes gar nicht. Mit anderen Worten: Es bleibt bei dem, was Excel automatisch produziert hat.

Excel - Standardlayout

Müssen Sie nun derlei in einem abgedunkelten Raum über sich ergehen lassen, können Sie wie folgt verfahren. Sie errechnen den Pathosfaktor. Man kann sich deren zwei vorstellen. Der Pathosfaktor α kommt in Frage, wenn gar keine Grafik nötig gewesen wäre. Ich würde hier die verschwendete Fläche heranziehen. Die β-Variante ist anspruchsvoller. Zunächst muss man gedanklich eine schwulstfreie Alternative konstruieren.

Excel - reduziertes Layout

Ist das gelungen, gilt es den Schwulst zu messen. Dauert die Präsentation noch lange, kann man die Pixel auszählen. Anderenfalls kann man die Anzahl überflüssiger Elemente heranziehen. Hier waren es mindestens fünf.

Mein Beispiel ist freilich harmlos. Viel schönere hat wie immer Bella parat. Die so genannten Kartogramme werden u.U. ebenfalls rasch pathetisch.

Falls Ihnen die Ideen zum Guerillacontrolling zu lau waren und es nach der Präsentation noch zu einer Diskussion kommt, bauen Sie den Pathosfaktor doch in ihr Statement ein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert