re:publica XI: Aus Daten Stories machen

In Berlin tagt seit gestern bis Freitagnachmittag die re:publica XI, die große europäische Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft. Das Interesse ist gewaltig: 3.000 in- und ausländische Gäste stellen die Organisatoren vor große logistische Aufgaben in und um den Friedrichstadtpalast im Herzen der Hauptstadt.

Am Mittwochnachmittag habe ich mir ein paar Vorträge zum Thema Datenjournalismus angehört. Hier gibt es interessante Parallelen zur Controllerwelt: Daten aufbereiten, Botschaften – “Stories” – daraus entwickeln – das war hochinteressant! Dabei ging es auch darum, Daten – vor allem aus öffentlichen Behörden – allgemein zunächst zugänglich und elektronisch verarbeitbar zu machen. Es war auch „Data Mining“ per Excel zu sehen – mit respektablen Resultaten für Journalisten. Was wäre da möglich, wenn Systeme eingesetzt würden, die z.B. von sich aus auf Auffälligkeiten bei der automatisierten Datenanalyse hinweisen, die Journalisten dann in ihren Geschichten hinterfragen sollten…?!

Heute früh sollte „Social Media Measurment“ mein erstes Vortrags-Thema auf der re:publica XI sein. Aber, wie viele andere Interessenten, wurde ich am Eingang des Vortragssaales abgewiesen: überfüllt. Nehmen wir es positiv: Measurement von Social Media scheint ein Thema größten Interesses zu sein. Also müssen wir doch im Internationalen Controller Verein mit dem Fachkreis Kommunikations-Controlling auf einem richtigen Weg sein.

Anstelle des Measurement-Vortrages hörte ich mir Gedanken zur Frage an, „Braucht das Web eine PR-Strategie?“ Dabei wurde viel über Sprache geredet; über missbräuchlich, meist tendenziös verwendete Begriffe wie z.B. “Datenkrake”. Die Kluft zwischen Internet-Freaks und -Muffeln wird, auch durch Verwendung negativer Begriffe, immer tiefer. Das Plädoyer zum Schluss trifft es: Die „Digitalen“ wie „Analogen“ müssen ihre Sprache verständlicher machen und v.a. dazu verwenden, integrierend zu wirken.

Einen weiteren interessanten Donnerstagvortrag hielt dann Dr. Till Kreuzer zum Urheberrecht: Was bedeutet geistiges Eigentum in der digitalen Gesellschaft? Er sieht ein Gap zwischen gesetzlich/rechtlicher und der digitalen/technischen Entwicklung. Eine „Remix-Culture“ stehe als “Schmarotzertum unter Beschuss”. Kreuzer meint, das rechtliche System werde zum Kollaps kommen, weil es nicht der Entwicklung folge: „Wir haben einen Entwicklungsstillstand – es gibt höchstens Feintuning anstatt grundlegende Reformen.“ Er plädiert z.B. für ein angepasstes Urheberrecht.

Weitere prominente Referenten waren heute u.a. Daniel Domscheit-Berg zum Thema  „OpenLeaks“ (er beschrieb sein Projekt als „digitale Babyklappe“) und Gunter Dueck, Professor und Philosoph, der auch an der technologischen Ausrichtung der IBM mitarbeitet. Sein Vortrag „Das Internet als gesellschaftliches Betriebssystem“ bekam im großen Saal des Friedrichstadtpalastes besonders viel Applaus.

Heute Abend habe ich mir noch einen 2-stündigen Workshop “Bloggen und Recht” vorgenommen. Bleibt mir der Zugang auch dort wieder “wegen Überfüllung” verwährt, hat Berlin bestimmt auch anderes Interessantes zu bieten…

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