ICV-Fachkreis „Future of Work“: von „Coworking“ bis „Qualification Gap“ ICV expert work group „Future of Work“: from „coworking“ to „qualification gap“

Future of Work“ heißt der jüngste ICV-Fachkreis. Am vergangenen Donnerstag und Freitag (14./15.02.2019) erlebte er in Berlin sein zweites Arbeitstreffen. Für die 10 Teilnehmenden standen am Donnerstagnachmittag im Coworking-Space „St. Oberholz“ in Berlin-Mitte ein Fachkreis-Update, danach ein Vortrag „Zukunft der Arbeit – Auswirkungen auf Berufsbilder und Tätigkeitsprofile“ von Katharina Hochfeld, Fraunhofer IAO, sowie eine Einführung in das Thema „Coworking“ durch Tobias Kremkau vom gastgebenden „St. Oberholz“ auf der Agenda. Am Freitag setzte der ICV-Fachkreis seine intensive Arbeit mit einem Design-Thinking-Workshop fort.

ICV-Fachkreisleiter Dr. Rüdiger Eichin (SAP), gab einleitend einen Überblick über den aktuellen Arbeitsstand und die nächsten Aufgaben. Der Fachkreis habe es sich zur Aufgabe gemacht, künftig an der Beantwortung einiger identifizierter Kernfragen zu arbeiten: Was sind relevante Dimensionen der Veränderung für das Controlling? Welche zukünftigen Szenarien für das Controlling können abgeleitet werden? Was sind darin zukünftig relevante Kernkompetenzen/Kompetenzprofile? Wie sieht dann die geeignete (Arbeits-) Organisation aus? Welche Methoden und Werkzeuge/Tools unterstützen dabei «agiles» Arbeiten? Was motiviert Controller heute und in der Zukunft?

Der FAK „Future of Work“ wird sich mit Kompetenzanforderungen zu beschäftigen haben. Dafür sind die Bereiche Datenauswertung und -analyse, Prozessmanagement und zunehmendes Prozess-Knowhow sowie interdisziplinäres Denken und Handeln von Unternehmen als zentrale Elemente der Kompetenzentwicklung und Personalqualifizierung benannt worden. Der ICV-Fachkreis „Future of Work“ hat in seiner Anfangsphase ein Gesamtmodell für seine Arbeit entworfen. Bisher diskutierte Aspekte ordnete FAK-Leiter Dr. Eichin fünf in Zusammenhang stehenden Dimensionen zu. Die identifizierten Treiber der Veränderung ordnete er in die drei Dimensionen Technologien & Verfahren, Organisationale Strukturen sowie Functional Focus ein. Ein FAK-Fokus liegt auf den Auswirkungen des Wandels, in der vierten Dimension „Kompetenzen & Rollen“. Für die erfolgreiche Gestaltung des Wandels schließlich spielt laut FAK-Leiter auch die fünfte Dimension, „Mindset und Motivation“, eine wichtige Rolle als Katalysator der Veränderung.


Mit ihrem Vortrag, „Zukunft der Arbeit – Auswirkungen auf Berufsbilder und Tätigkeitsprofile“, gab Katharina Hochfeld (Bild: 2.v.r.), stellvertretende Leiterin Center for Responsible Research and Innovation Fraunhofer IAO, diverse Anknüpfungspunkte für Fragen und Diskussionen. Unter anderem betonte Hochfeld, dass Digitalisierung nicht alleine aus der Technologieentwicklung heraus gestaltet werden kann. Der digitale Wandel bedürfe auch eines unternehmenskulturellen Wandels. Die grundlegenden Veränderungen der Unternehmen durch die Digitalisierung gelten sowohl für interne Prozesse wie für das Ökosystem.

Dass neue Arbeitsräume den Anforderungen digitalisierter Arbeit gerecht werden sollen, bedeutet für die Referentin: flexiblere Arbeitskonzepte, die Auflösung traditioneller Berufsbilder, dynamische Organisationsstrukturen, heterogene Belegschaften, den Wandel des Führungsbildes wie auch dynamische und flexible Karrierekonzepte. Laut Katharina Hochfeld erkennen die Unternehmen ein „Qualification Gap“: die Mitarbeitenden würden nicht mehr als ausreichend qualifiziert eingeschätzt. Entsprechend müssten sich Aktivitäten und Maßnahmen, um die digitale Transformation zu gestalten, auf die Weiterbildung von Mitarbeitenden fokussieren. Hochfeld riss in ihrem Vortrag auch die Tätigkeiten der Controller an, die sie als „vielfältig und in Veränderung“ befindlich charakterisierte: „Auch das Selbstverständnis ändert sich. Neue Funktionen entstehen, andere werden überflüssig.“


Mit einem perfekt improvisierten Vortrag begeisterte danach Tobias Kremkau (Bild: Mitte), Head of Coworking im St. Oberholz in Berlin und Mitgründer der German Coworking Federation (GCF). Über zwei Cafés in Berlin Mitte erschließt die Louca & Oberholz GbR zwei alte Gebäude für die Öffentlichkeit in Form von Coworking Spaces und Teambüros. Hinzu kommen beim St. Oberholz die Gemeinschaftsprojekte B-Part am Gleisdreieck und Blok-O in Frankfurt/Oder, ebenfalls „neue Orte der Arbeit“. Als perfekter „Storyteller“ ließ Kremkau seine Zuhörenden in die Welt des Coworking eintauchen. Für ihn ist Coworking kein Hype, der wieder vorbeigeht. Vielmehr sieht Kremkau darin einen tiefgreifenden und nachhaltig die Arbeitswelt verändernden Trend. Zum Beginn, vor inzwischen 14 Jahren, dominierten klar Freischaffende die Szenerie, die mit ihren MacBooks in Cafés saßen und „ihr Geklicke auf der Tastatur auch noch Arbeit nannten“. Heute bestimmen neben Freischaffenden und Startups immer mehr Festangestellte und Teams aus Unternehmen das Bild in Coworking Spaces. Aus unterschiedlichsten Gründen, „guten und schlechten“, lassen Unternehmen ihre Mitarbeitenden in Coworking Spaces arbeiten. „Doch egal warum, wenn eine Firma keine zum Coworking passende Unternehmenskultur hat, ist das Vorhaben sowieso zum Scheitern verurteilt“, zeigte sich Kremkau überzeugt. Mit Blick auf die aktuell von der SPD angestoßene Debatte um ein „Recht auf Homeoffice“ meinte der studierte Politikwissenschaftler und profunde Kenner der neuen Arbeitswelt, Arbeitgebende sollten ihre Belegschaft selbst entscheiden lassen, wie sie arbeiten möchte; im Büro, im Coworking Space oder auch zu Hause.

Am Freitag setzte der ICV-Fachkreis seine Arbeit im AppHaus der SAP in Berlin-Mitte an seinem Gesamtmodell mit einem von Dr. Eichin (Bild: links) geleiteten Design-Thinking-Workshop fort. Dieser brachte intensive Stunden, zunächst Szenarien für die Zukunft der Arbeit im Controlling zu entwickeln. Die Fachkreismitglieder begannnen anschließend, daraus abgeleitet Wirkungen und Anforderungen für Kompetenzen und Rollen im Controlling abzuleiten. Erneut erwies sich die SAP mit dem AppHaus als hervorragender Gastgeber des ICV-Fachkreises.

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