„Unternehmer im Dialog“ ist eine regionale Initiative des Uttinger Unternehmers Niklas Weyer und des Landsberger Unternehmers Ingolf Brauner im Rahmen des Bundes der Selbständigen/Dt. Gewerbeverband. Dazu gehören regelmäßige Abende, bei denen Referenten aus der Region Themen vorstellen, über die anschließend praxisorientiert diskutiert wird. Gestern Abend stand „Controlling“ auf der Agenda: „Wie viel Controlling braucht der Mittelstand?“
Referenten waren Andreas Bölscher und Gernot Meyer von der ControllerTeam Ltd. München, beide auch Mitglied im Internationalen Controller Verein. Beachtlich, dass dieses für diesen Teilnehmerkreis „nicht leichte“ und wohl auch ungewöhnliche Thema über 20 Unternehmer in den Dialog im Landgasthof irgendwo zwischen München, Landsberg am Lech und dem Ammersee locken konnte: Kleinstunternehmer und Selbständige aus der Region und aus unterschiedlichsten Bereichen – vom EDV-Unternehmer über Handels- und Versicherungsvertreter, Personal- oder auch PR-Berater bis hin zur Bestattungsunternehmerin.
Alle wollten zunächst ein Gefühl bekommen und von anderen erfahren, wie man denn Controlling machen kann, ohne viel zusätzlichen, zu großen Aufwand. Controlling für Kleinstunternehmen? Schon die in der Vorstellungsrunde deutlich gewordene Herangehensweise der Dialog-Unternehmer an das Thema versprach Spannung: Jeder wollte einerseits künftig besser wissen können, was in/mit seinem Unternehmen los ist, andererseits wollte sich aber auch niemand irgendwelchen kryptischen Zahlen und Systemen ausliefern oder gar extra einen Controller anheuern.
Beide Referenten vom ControllerTeam München haben als externe Controlling-Berater in zahlreichen Projekten bei kleinen Unternehmen Erfahrungen gesammelt. Sie sehen als Hauptziel für das Controlling auch in Kleinstunternehmen die Sicherung der finanziellen Stabilität und die Steuerung eines langfristig positiven Ergebnisses. Es soll den Unternehmer „zum Nachdenken anregen, wie gesteckte Ziele erreicht werden können“, so Andreas Bölscher. Sein Kollege Gernot Meyer zog aus seiner jahrelangen Beratungspraxis diesen Schluss: „Controlling ist auch in einem kleinen Unternehmen immer ein Maßanzug.“ In jedem Fall müsste individuell geklärt werden, welches die wichtigsten Kennzahlen für die Steuerung einer Unternehmung seien: „10, 20 Kennzahlen, 3 Grafiken – das muss es dann sein!“ Es gäbe keine pauschale Controllinglösung, so Meyer, „auch nicht für kleine und kleinste Unternehmen“.
Einig war sich die Runde, Controlling habe für Transparenz zu sorgen, die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Ein Teilnehmer sah es „ganz einfach“ als wichtigste Aufgabe, „mit offenen Augen durchs Unternehmen zu gehen“. Im Raum stand damit die Überlegung, ob und wie diese Fähigkeit denn mit Controlling in Verbindung zu bringen wäre. Lebhaft diskutierte die Runde die Wirksamkeit von Controlling in der Wirtschaftskrise, das natürlich nicht verhindern könne, dass kurzfristig Aufträge wegbrechen. Welchen Nutzen aber bietet es gerade in der Krise, in der alle Ausgaben – auch für Controlling – auf den Prüfstand kommen?
Das neue geflügelte Wort vom „Fahren auf Sicht“, wie es angesichts der turbulenten wirtschaftlichen Situation die neue Bundesregierung jetzt angekündigt hat, kam ins Spiel. „Willst Du einen Kredit von der Bank, musst Du Pläne für die nächsten Jahre hinlegen“, meinte jemand, „und die fahren auf Sicht.“ Ein anderer Dialog-Unternehmer meinte mit Blick auf das Thema Controlling, es sei eine Stärke von Kleinunternehmern, dass sie mit ihren Erfahrungen und ihren Kenntnissen sehr gut „auf Sicht“ fahren könnten.
Wie im Fluge waren drei Stunden Unternehmer-Dialog vorbei. Ich bin überzeugt, dass die meisten Gäste zumindest den Entschluss mitgenommen haben, sich künftig um bessere Sicht auf die schlichte Formel „Umsatz – Kosten = Gewinn“ zu kümmern.