46. Congress der Controller – so präsent wie lange nicht mehr 46th Congress of Controllers – present since a long time

Man hat fast das Gefühl, als hätten wir uns seit Ewigkeiten nicht mehr auf dem Congress der Controller in München getroffen. Dabei ist es gar nicht so lang her, dass sich die Controlling Community live vor Ort im „The Westin Grand“ begegnet ist – nämlich 2019. Doch die Jahre dazwischen waren herausfordernd und intensiv – für das Controlling sowie für alle anderen Unternehmensbereiche.

Die Wiedersehensfreude vor dem offiziellen Start der 46. Ausgabe war dementsprechend groß. Auch der ICV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Heimo Losbichler gab deutlich zum Ausdruck, wie sehr er sich auf diese Präsenzveranstaltung mit dem Motto „Knowledge for Tomorrow’s Business“ gefreut hat. Über 400 internationale Teilnehmende versammelten sich im großen Ballsaal, um sich zwei Tage lang über die neuesten Controlling-Trends zu informieren. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Agilität sind zu den Schwerpunktthemen des Congress erhoben worden. Und gleich zu Beginn der Fachtagung war Agilität gefragt: Da ein Referent ausgefallen war, sprang spontan Prof. Dr. Utz Schäffer, Vorsitzender des ICV-Kuratoriums mit einer Keynote ein und sprach über die „Future of Controlling“. In seinem Vortrag griff er viele spannende Aspekte auf, die im Laufe der Veranstaltung noch intensiv behandelt wurden. Dr. Gero Decker folgte auf Schäffer am Rednerpult. Der Titel seines Vortrags: „Vom Start-up zum Einhorn: Die Erfolgsgeschichte der Signavio GmbH“. Mit persönlicher Note gab er Einblicke in die Unternehmensentwicklung und nahm dabei auch Bezug auf die Rolle des Controllings. Mit einem englischsprachigen Vortrag begeisterte Prof. Dr. Othmar Lehner das Publikum. Der Director of the Hanken Centre of Accounting, Finance and Governance an der Hanken School of Economics in Helsinki referierte über “Machine Learning und AI für zukunftsfähiges ESG Reporting“. Er präsentierte das Thema Nachhaltigkeit mit konkreten Empfehlungen. Sein Ratschlag als Zusammenfassung: ESG jeden Tag erleben und nicht nur mit schönen Diagrammen illustrieren. Im Anschluss betrat Steffen Markus Kindler, Vorstand Finanzen, Controlling und Verwaltung, die Bühne. Sein Thema: Nachhaltigkeit bei Nestlé. Er ging offen mit den bekannten kritischen Vorurteilen gegenüber des eigenen Unternehmens um und reagierte darauf mit konkreten Nachhaltigkeits-Beispielen. So zeigte er unter anderem auf, dass Nestlé dabei ist, die Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren und diese bis 2050 auf netto null zu senken.

Nach den Keynotes stand ein weiteres Highlight auf der Agenda: Die Verleihung des ICV Controlling Excellence Awards. Die Auszeichnung ging 2022 an Deutsche Post DHL Group. Das Team aus Dr. Klaus Hufschlag, Klaus Kenfenheuer und Martin Momberg erhielt die begehrte Auszeichnung für ein umfassendes und in die Finanzorganisation eingebettetes Controlling zur Steuerung von ESG-Maßnahmen. Mit dieser Controlling-Lösung setzte sich Deutsche Post DHL Group gegen die ebenfalls nominierten Unternehmen Phoenix Contact und SAP durch. Nachdem Jury-Leiter Prof. Dr. Utz Schäffer den Award überreicht hatte, stellte Dr. Klaus Hufschlag das Sieger-Projekt noch einmal detailliert vor.

In der Mittagspause hatten die Teilnehmenden viel Zeit, um sich bei den Preisträgern und Nominierten über ihre Controlling-Projekte zu erkundigen. Alle nutzten die Zeit zum intensiven Networking. Nachdem sich die Congress-Gäste gestärkt hatten, ging es weiter in die Themenzentren Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Agilität. Alle drei Zentren waren gleichermaßen gut besucht und überzeugten mit hochkarätigen Referierenden und Moderatoren. ICV-Vorstandsmitglied Claudia Maron führte durch das Themenzentrum A und startete zunächst mit einer aktivierenden Frage zum „Earth Overshoot Day“ an alle Teilnehmenden, bevor sie Lydia Neuhuber, Sustainability Consulting Lead bei Deloitte Consulting auf die Bühne bat. Mit einigen Augenzwinkern stellte die Nachhaltigkeitsexpertin vor, wie sich Unternehmen dem Thema ESG nähern können und ging unter anderem auf Sustainability Trends ein. Sie skizzierte die realistische Umsetzung im Unternehmen und hinterfragte kritisch viele Ansätze. Ein konkretes Beispiel für die Umsetzung lieferte Matthias Nawe, Vice President Accounting Transformation beu E.ON. Er teilte Insights über die „Integration von ESG in das kaufmännische Steuerungs- und Berichtswesen“. Dr. Jochen Kurtz, Vice President Group Performance Management & Analytics bei BASF, stellte anschaulich „Product Carbon Footprints für das größte Portfolio der Chemischen Industrie“ vor. Er fokussierte sich in seinem Vortrag auf die Reduktion von CO2 bei BASF und ging zudem auf Scott, eine digitale Lösung zur Berechnung von Product Carbon Footprints, ein. Die Referierenden teilten nicht nur spannendes Nachhaltigkeitswissen, sondern standen auch zu zahlreichen Fragen aus dem Auditorium Rede und Antwort.

Im Themenzentrum B – Digitalisierung – moderiert von Robert Tischler, Senior Analyst und Geschäftsführer von BARC, konzentrierte sich alles auf die „Predictive Planning Challenge“ – drei Unternehmen haben teilgenommen und neue Möglichkeiten für schnellere und bessere Forecasts präsentiert: Wolfgang J. von Loeper, Solutions Advisory Consultant bei Jedox, Daniele Tedesco, CEO Apliqo AG, und Heinrich Nordsieck, Geschäftsführer CoPlanner. Die Challenge war die Planung der Absatzmenge des laufenden und folgenden Jahres für einen (fiktiven) europäischen Getränkeproduzent mit Produkten in zwei Kategorien, Absatzmärkten in fünf Regionen und Verkauf in zwei Segmenten. Die Unternehmen präsentierten die Ergebnisse in einem interaktiven Dashboard. Es gab auch Zeit für Fragen und eine Diskussion über Potenziale und Nutzen der gezeigten Werkzeuge. Zum Schluss zeigte Dr. Carsten Bange, Gründer und Geschäftsführer BARC, die Trends und Entwicklungen am Markt für Planungs- und Reporting-Systeme, mit Konzentration auf vier besonders relevante Marktsegmente für Digital Finance.

Neue Perspektiven für die Praxis bot auch das Themenzentrum C – Agilität – das vom stellvertretenden ICV Vorstandsvorsitzenden Matthias von Daacke moderiert wurde. Mit dem Vortrag “Vom Number Cruncher zum Controlling Business Partner Consultant: Agiles Performance Management bei Vetter Pharma” gaben Oliver K.D. Watz, Vice President Controlling und Claudio Galbusera, Teamleiter Corporate Planning, HR & Quality Controlling, konkrete Beispiele aus ihrem Unternehmen. Spannende Einblicke über F. Hoffmann-La Roche AG teilte Svenja Amrhein, Head Group Strategic Planning. „Wie Budgetierung eine ganze Organisation verändern kann“ lautete der Titel ihres Vortrags. Zum Abschluss präsentierte Marie-Luise Lehmann praxisnah wie man „Unternehmensweite Steuerung agil gestalten“ gestalten kann. Die Referierende teilt ihre Expertise zu diesem Thema übrigens auch als Leiterin im ICV Fachkreis „Agiles Controlling“.

Mit vielen neuen Impulsen verließen die Teilnehmenden die Themenzentren, um sich über die neugewonnenen Kenntnisse bei der Happy Hour im Ausstellerbereich auszutauschen. Da nur eine Stunde für intensive Gespräche selbstverständlich nicht ausreicht, wurde der Austausch beim gemeinsamen Essen und Trinken im traditionellen Controllers Biergarten fortgesetzt.

Tag 2 des 46. Congress der Controller begann mit der Begrüßung durch den ICV Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Heimo Losbichler, der auch noch einmal an das nette Miteinander am Abend erinnerte. Im Anschluss betrat Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Senior Fellow bei Roland Berger, die Bühne. In seiner Keynote skizzierte er anschaulich “Unternehmerische Szenarien für eine Post-Covid-Welt”. Mit vier Zukunftsbildern lieferte er spannende und aktuelle Impulse für das Controlling. Als „wachrüttelnd“ beschrieb Losbichler die Keynote. Einem großen Projekt widmete sich Walter Mertl im anschließenden Wortbeitrag: „Digitale Transformation im BMW Controlling“. Der Senior Vice President Group Consulting bei BMW zeichnete die wichtigsten Schritte auf und ging dabei auf zahlreiche Details ein. Nach einer kurzen Pause begrüßte Prof. Dr. Heimo Losbichler die Teilnehmenden zum letzten Teil der Fachtagung, der ein bunten Strauß verschiedener Themen versprach. Zum Auftakt widmete sich Matthias Dannenberg, Senior Vice President, Finance Controlling, Automotive Electronic Division bei Robert Bosch, “Strategic Controlling, Cost & Performance Management for a New Era of Mobility”. Die Chancen, Herausforderungen und Hürden des Megatrends der Servitization thematisierte Prof. Dr. Ronald Gleich, Academic Director, Center for Performance Management & Controlling, Frankfurt School of Finance & Management und Leiter der ICV-Ideenwerkstatt. Er lieferte viele Praxisbeispiele und stellte die fünf Rollen des Controllers vor. Die Ausführungen von Prof. Dr. Ronald Gleich ergänzte Edgar Lampater. Der Senior Manager Controlling von Dürr, einem Unternehmen, das für Lackieranlagen bekannt ist, stellte zunächst die gesamte Gruppe vor und fokussierte sich dann auf das Thema Digital Intelligence. Auch die Herausforderungen für Anlagen und Maschinenbauer im Bereich Servitization kamen zur Sprache. Für die letzte Keynote des Tages stattete Dr. med. Jan Vagedes zunächst Dr. Klaus Eiselmayer als Testperson aus, um seine Herzfrequenz zu messen. Der Referierende berichtete zunächst von seinem Alltag als Intensivmediziner und stellte das ARCIM-Institut vor. Er schaute genau auf das Berufsbild des Controllers und ging in diesem Zusammenhang auf das Herzkreislaufsystem in Krisensituationen ein – am Beispiel von Testperson Klaus Eiselmayer.

Zum Abschluss des 46. Congress der Controller kündigte der ICV Vorstandsvorsitzende bereits den Termin für den 47. Congress der Controller an. Bitte merken Sie sich bereits den 15./16. Mai 2023 vor.

Ein großer Dank gilt dem Congress-Team des ICV sowie allen, die das Geschehen außerhalb des großen Ballsaals gestaltet haben: den zahlreichen Ausstellern.

Mehr Bilder gibt es unter:
https://www.icv-controlling.com/de/events/congress-der-controller-muenchen/impressionen.html

Fotos: Flo Huber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert