Klaus Dobrindt, Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung der B.A.D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH in Augsburg, erläutert zunächst den Begriff “Burnout”. Die ersten Burnout-Fälle traten bei Ärzten und Pflegepersonal in Krankenhäusern auf. Burnout ist u.a. durch folgende Aspekte gekennzeichnet: a) es ist ein Zustand totaler emotionaler Erschöpfung; b) bezeichnet einen fortwährenden inneren Energieverlust; c) die Symptome sind vielfältig und unspezifisch.
In den letzten 10 Jahren sind die Leistungsanforderungen und emotionalen Belastungen gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat das Sicherheits- und Zugehörigkeitsgefühl abgenommen. Beide Aspekte gelten sowohl für den privaten wie auch für den beruflichen Bereich.
Diese Veränderungen haben auch Einfluss auf unsere persönlichen Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster.
Individuelle Werte und Haltungen beeinflussen den Burnout, er ist sehr stark kulturbedingt. Beispiele: Eigene Glaubenssätze (Sei bereit! Sei perfekt!); Offenheit für Neues/Herausforderungen; Hohe Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme etc.
Burnout ist teilweise auch eine Bedürfnismangelerkrankung. Man weiß gar nicht mehr, was für sich gut ist. Was sind die eigenen Bedürfnisse, die ein gutes Gefühl in sich auslösen.
Der Burnout verläuft in sieben Etappen: 1.) leichtere Erschöpfungssymptome; 2.) Rückzug von der Arbeit und aus dem sozialen Umfeld; 3)Aggressivität, Ängstlichkeit usw. kommen auf; 4.) Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität nehmen ab; 5.) Abbauerscheinungen breiten sich weiter auf das Privatleben aus; 6.) Psychosomatische Reaktionen nehmen zu – ständiger Wunsch nach Schlaf; 7.) Betroffener sieht keinen Ausweg mehr, bricht zusammen
Vielleicht kennen Sie den Spruch: “Ein Hamsterrad schaut von innen wie eine Karriereleiter aus!” Die meisten haben ihre Selbstwahrnehmung vergessen. Wir nicht mehr, was ihnen wirklich gut tut, z.B. die Fahrt mit dem Motorrad. Man muss für sich selber sehr genau die Signale wahrnehmen.
In den Unternehmen können wir die zunehmende Lücke zwischen steigenden Leistungsanforderungen und abnehmenden Sicherheitsgefühl insbesondere durch folgende Aspekte schließen:
– schaffen von Zugehörigkeitsgefühl
– Stärkung des Sicherheitsgefühls
– Vermittlung von Sinn
– Wiedereinführung ideeller Werte
– Ermöglichen von Entwicklungschancen
Unternehmen können eine Prävention auf zwei Ebenen betreiben:
Ebene 1: Bestandsaufnahme der psychischen Belastung im Unternehmen, z.B. mittels “Gefährdungsbeurteilung”; Umsetzung von präventiven Maßnahmen zur Bewältigung von Stress u. zum Aufbau von psychischer Widerstandsfähigkeit; Systematische Sensibilisierung u. Schulung von Führungskräften zur psychischen Belastungen u. ihren Auswirkungen am Arbeitsplatz.
Ebene 2: Frühzeitig psycho-soziale Beratung u. Begleitung von Teams u. Arbeitsbereichen in Change-Prozessen; Betriebliches Eingliederungsmanagement; Verknüpfung des Themas mit anderen Themen, z.B. Führungskräfte-Entwicklung.
Ein absolutes No-Go ist die Ignorierung von Symptomen, z.B. aus Zeitgründen keinen Sport (z.B. Joggen) mehr zu treiben, der eine antidepressive Wirkung hat.