Das Themenzentrum B, „Future of Work im Controlling“, moderiert bravourös Jens Ropers, Partner der CA Akadamie AG, Wörthsee. Den Beginn macht hier Angela Saloch, Teamleiterin Controlling Flight Ops & TFM, Deutsche Lufthansa AG, Frankfurt a.M. Ihr Vortrag ist mit „Agile Methoden in der Praxis: Scrum als Steuerungsinstrument für die tägliche Arbeit im Controlling“ überschrieben und die Referentin gewährt Einblicke in ihre Arbeit. Dabei wird schnell deutlich, dass Scrum nicht einfach eine Methode ist, sondern vor allem eine neue Organisation im Team und neue Rollen erfordert. Die Zuhörenden erfahren, wie das in dem Lufthansa-Projekt Praxis geworden ist. Angela Saloch geht dabei auf die Rolle von Führungskräften ein, bei denen ebenfalls ein Umdenken erforderlich ist. Sie macht ihren Zuhörenden außerdem klar, dass dem Einsatz von agilen Methoden auch Grenzen gesetzt, Konflikte zu lösen sind, die sich z.B. aus Konstellationen wie „Kollaboration versus Spezialisten“ oder „sporadische Projektearbeit versus Zusammenarbeit im Team“ ergeben können.
Der zweite Vortrag des Themenzentrums ist „Future of Work: Digitalisierung und Agilität – im Controlling/bei Controllern“ überschrieben. Jochen Fellhauer, SAP SE, Walldorf, erklärt, was eine agile Organisation im Controlling eigentlich ist, was davon erwartet wird und gewährt Einblicke in ein höchst interessantes Projekt bei SAP. Er lässt keine Zweifel aufkommen, dass Einführung und Einsatz agiler Methoden kein Selbstzweck sein darf, sondern zur Wertschöpfung beitragen muss. Er beschreibt die Journey zu einem „Agile Controlling@SAP“ (in der Zeit von 2018 bis heute), mit ihren verschiedenen Etappen. Fellhauer fasst Erkenntnisse aus dem zurückgelegten Weg zusammen, betont dabei die überragende Bedeutung der Unternehmenskultur und gibt einige Empfehlungen wie: von einem Punkt mit positiver Energie zu starten oder Hilfen für konkrete Bedürfnisse zu entwickeln anstatt nach der perfekten Implementierung des Frameworks zu streben. Es wird deutlich, dass Agile nicht „über Nacht“ Wirklichkeit werden kann, sondern eine lange Reise ist, die man am besten mit enthusiastischen Menschen startet.
Führungskultur und Arbeitsorganisation sind Forschungsgegenstand von Katharina Hochfeld, Stellvertretende Leiterin, Fraunhofer IAO, Center for Responsible Research and Innovation, Berlin. Sie stellt als dritte Referentin des Themenzentrums Forschungsergebnisse vor, die zeigen sollen, wie Controller den Wandel gestalten, „Wegbereiter des (Kultur-)Wandels im Unternehmen“ sein bzw. werden können. Da geht es z.B. um Partizipation als ein Erfolgsfaktor, was das aktive Mitgestalten durch Führungskräfte und Mitarbeitende meint. Dazu ist zuerst Verstehen nötig, damit Lösungen von den Beteiligten höchst selbst entwickelt und ausprobiert werden können. Es gehe nicht darum, „einfach mal die Kollegen mitzunehmen“, es gehe aber um die Förderung von Akzeptanz und Identifikation, um die Etablierung einer Vertrauenskultur. Nicht als big bang, sondern in einem iterativen Vorgehen und als eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Nachdem Katharina Hochfeld einige Tools – z.B. „Reflexionstool“, „Kreativitäts- und Visualisierungstool“ – vorgestellt hat, fasst sie mit einem Ratschlag zu einem erfolgreichen Vorgehen zusammen: „Anfangen – mutig sein – ausprobieren – evaluieren“.
Das Themenzentrum wird mit einer Diskussionsrunde beendet, die die Referenten mit zwei Vertretern des ICV-Fachkreises „Future of Work“ bestreiten, dem Fachkreisleiter Dr. Rüdiger Eichin, SAP SE, und Dr. Jörg Thienemann, Detect Value. Die interessante, fast provokant anmutende Kernthese nach der Runde: Bei aller Automatisierung, Digitalisierung, KI, Robotereinsatz etc.: „Die Rolle des menschlichen Individuums wächst!“
(obere Reihe v.l.n.r.: Angela Saloch, Jens Ropers, Jochen Fellhauer; untere Reihe: Dr. Jörg Thienemann, Katharina Hochfeld, Dr. Rüdiger Eichin)