Kurzweilige Gespräche zum Slogan „Performance Management – Unternehmen auf Sicht steuern“ führte Moderator Dr. Thomas Biasi von der CA Controller Akademie im Themenzentrum C am Nachmittag des ersten Congress-Tages. Dabei wurde auf Tiefgang nicht verzichtet.
Alexander Gedat: Spaß, Kreativität und Fokus aufs Positive als Maxime für den Controller
Den Auftakt im Dreier-Reigen der Gespräche machte Alexander Gedat, Aufsichtsrat in der Bekleidungsbranche und ehemals selbst Controller. Statt des Zahlenknechts ist der Controller für ihn ein kreativer Kopf, der dazu beiträgt, gemeinsam mit dem Management die Strategie und das Geschäftsmodell des Unternehmens weiterzuentwickeln. „Das Controller-Leben ist was Tolles, weil man Einblick in das gesamte Unternehmen hat, das man voranbringen will!“ Entsprechend wichtig sei es, dass Controller kreativ arbeiten, beraten und unterstützen. Dabei sollten sie sich auf die positiven Aspekte konzentrieren, nicht auf die Schwächen, denn „mit Fokus aufs Positive kann ein Controller das Management als Denker und Entwickler viel besser unterstützen“. Mit den Unternehmensstärken im Blick könne der Controller das Management dazu bewegen, den Fokus stärker auf die strategischen Ziele zu richten, um es gut in die Zukunft zu bringen. „Genau das ist doch heute mehr denn je gefragt und wichtig“, betonte Gedat und erhielt dafür auch Zustimmung von Thomas Biasi: „Strategieentwicklung haben wir als Controller von der Pike auf gelernt – wir haben die Toolbox dafür parat!“ Deshalb waren sich beide einig: Die Controller haben es selbst in der Hand, wie sie sich einbringen. Sie müssten einfach die Initiative übernehmen, denn „Wir brauchen auf niemanden zu warten“, so das Gedat-Fazit, übersetzt von Thomas Biasi in „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Ebenso einig waren sich beide, dass es für Controller aktuell „ein enormes Betätigungsfeld gibt, auf dem wir surfen können“, so Biasi, und „genau das ist es doch, was so Spaß macht“, schloss Alexander Gedat.
Norbert Weichele: Die beste Strategie bringt nichts, wenn sie in der Schublade liegt
Ein Paradebeispiel für die Entwicklung einer Unternehmensstrategie, die nicht als bloßes Konzept in einer Schublade ihr Dasein fristet, sondern von allen Mitarbeitern getragen wird, präsentierte Norbert Weichele, Geschäftsführer der Zentis Gruppe. Die gemeinsame Ausrichtung wurde erreicht, indem alle im Unternehmen bei der Entwicklung der Strategie mit einbezogen wurden. Und damit nicht genug: Auch die Kunden sind zu Wort gekommen.
Norbert Weichele zeigte im Vortrag Schritt für Schritt, wie Zentis seine Strategie mit dem Titel FAMOS 2025 entworfen und zum Leben erweckt hat. Neben den klassischen Schritten – Status aufnehmen, Vision formulieren, wie erreichen wir diese? – gibt es bei Zentis einen entscheidenden Unterschied zu anderen Unternehmen: Geschäftsführer Weichele ist bekennender „Fan von einem involvierenden, team-basierten Ansatz bis hinunter in die 3. Hierarchie-Ebene“. In der Praxis bedeutet dies: Alle gemeinsam statt top-down. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt auf der Hand: Was gemeinschaftlich entwickelt wurde, wird auch von allen getragen und ist im Unternehmen breit verankert. Das helfe nicht nur bei der internen Akzeptanz, sondern auch dabei, als Unternehmen in der VUCA-Welt zurecht zu kommen.
Dabei sind Führung, Verhalten und Einstellung für Norbert Weichele entscheidend für den Erfolg. Ohne eine entsprechende Kultur – bei Zentis geprägt von Vertrauen, Offenheit und Respekt – werde man sich als Unternehmen in Zukunft schwertun, glaubt der Zentis-Geschäftsführer, der abschließend aber auch klar machte: „Bei aller Energie, die man in die Strategie steckt – man muss ein Vielfaches in die Umsetzung stecken!“.
Tristan Horx: Mensch, Menschlichkeit, Rehumanisierung sind im Trend
Tristan Horx, Trend- und Zukunftsforscher von der Zukunftsinstitut Consulting GmbH, zeigte im dritten Vortrag des Themenzentrums die Macht der Megatrends, also von „Revolutionen in Zeitlupen“. Dabei sei Corona lediglich ein „Brandbeschleuniger“ bereits vorhandener Trends. Horx betonte, dass es wichtig sei, sich von den Wellen der Trends nicht erschlagen zu lassen, sondern sie mitzugestalten und auch eine gewisse Distanz zu bewahren: „Man muss auch nicht alles mitmachen“. Horx präsentierte beim Congress-Vortrag als Premiere die aktuelle Megatrend-Map, die das Zukunftsinstitut alle zwei Jahre neu erstellt. Sie enthält alle Trend-Entwicklungen, ihre Zusammenhänge und Schnittstellen untereinander.
Die für Horx interessantesten Megatrends sind derzeit Ökologie, Regionalisierung („Glokalität“ – global und lokal in Verbindung), New Work, Sicherheit und Digitalisierung. Ein früheres Schlagwort, die „Work-Life-Balance“ wird dabei von Work-Life-Blending abgelöst: Das Arbeitsleben hält Einzug im Privatleben, weshalb mit „Workation“ nun ein Mix von Arbeit (work) und Urlaub (vacation) gestaltet werden müsse.
Tristan Horx betonte, dass Unternehmen lernen sollten, dass Krisen dazugehören und wie man mit ihnen umgeht. Dabei sei die Fortschreibung der Vergangenheit nicht die Zukunft, vielmehr müsse sich die Vision ändern. Durch Corona seien insbesondere HR und Führung gefragt, sich neu auszurichten. „Die bisherige Vision war in vielen Unternehmen, Geld zu verdienen“, so Horx‘ Erfahrung. Seit Corona seien diese gezwungen, eine wirkliche Vision zu entwickeln, auch in Form einer Emotion. Innovation beispielsweise könne nur gelingen, wenn auch Scheitern als Kultur akzeptiert werde. „Nach Corona werden wir auch wieder auf die Schnauze fallen. Aber nur so entsteht Wandel“. Deshalb sei auch die Heterogenität im Unternehmen wichtig: „Wenn ich zehn Leute im Team habe, die immer gleicher Meinung sind, kann ich neun entlassen!“.
Entsprechend herausfordernd sei das aber für die neue Art von Führung, die nun weniger auf das Micromanagement regelmäßiger Abläufe fokussieren müsse. „Das mittlere Management muss sich neu erfinden“, prophezeit Horx. Neben dem Abflachen der Hierarchien werde der Mensch, die Menschlichkeit, das Vertrauen, die „Rehumanisierung“ in den Mittelpunkt rücken.
Für die Controller bedeutet der anhaltende Megatrend Digitalisierung auch aus Horx‘ Sicht nicht, dass sie überflüssig werden, denn „je mehr digitalisiert wird, umso schwieriger wird es für den Nicht-Controller, die Ergebnisse zu verstehen. Es braucht also den Controller als Übersetzer für das Management!“ Dabei hat für den Trendforscher der Begriff des Controllers weniger ein Tätigkeitsproblem, sondern mehr ein Marketingproblem, wenn es darum geht, neue Aufgaben und größere Verantwortungsbereiche zu übernehmen. Sein Rat: „Man muss nicht auf die Hand warten für die Übernahme von Verantwortung, man muss sie auch ausstrecken“. Seiner Erfahrung nach gebe es durchaus Menschen in Unternehmen, die gerne Verantwortung abgeben würden.