Die Thematik “Controller und Betriebsrat” wird heute, 10.6.2009, auf der Titelseite der Financial Times Deutschland (FTD) behandelt. Dort werden unter der Überschrift “Meuterei in Nürnberg” Einzelheiten aus einem Brandbrief des Hauptpersonalrates der Bundesagentur für Arbeit (BA), Eberhard Einsiedler, zitiert. Dort heißt es u.a.: “Es muss Schluss sein mit dem Zahlenfetischismus! Ich bitte Sie [Arbeitsagenturchef Weise] dringend, pfeifen Sie Ihre Zahlenknechte zurück.” Der Betriebsrat schließt, dass das Kerngeschäft der BA nicht mehr in der Vermittlung von Arbeitslosen bestehe, sondern in “Controlling, Qualitätsmanagement und Steuerung”. Teamleiter würden zu “sinn- und hilflosen Zahlenproduzenten” degradiert. Ein BA-Sprecher gibt lt. FTD der Belegschaft sogar teilweise recht: “Das ist ein Diskussionsthema in der Bundesagentur. Wir wissen, dass das Pendel bei den Kennzahlen zu weit ausgeschlagen hat und sie reduziert werden müssen.”
Der Zielkonflikt zwischen Managern und den ökonomische Transparenz schaffenden Controllern einerseits, und den Betriebs- bzw. Personalräten andererseits, ist nicht selten. Wenn ein Betriebs- und Personalrat besteht, ist er auch in mitarbeiterbezogene Entscheidungen einzubeziehen, aus meiner Sicht sogar häufig über die gesetzlichen Vorschriften hinaus. Der Betriebsrat hat dabei auch “Siege” zu erzielen, wie bei Tarifverhandlungen. Überzeugt man ständig den Betriebsrat und er stimmt allen Entscheidungen des Managements zu, können die vom Betriebsrat vertretenen Mitarbeiter denken: “Wozu haben wir überhaupt diesen Betriebsrat als Interessenvertreter? Ist er nicht nur ein “Handlungserfüllungsgehilfe” des Managements?” Häufig werden dann Personen in den nächsten Betriebsrat gewählt, die eine deutlich konfrontativere Position einnehmen. Insofern könnte manchmal eine Regel für die Arbeit mit dem Betriebsrat lauten: 2 Schritte vor und 1 wieder zurück, insbesondere wenn einige Kennzahlen ein zu viel des Guten sind.
Vermieden werden sollte es jedoch, dass solche Internata an die Öffentlichkeit gelangen. Betriebsräte sind häufig mit den Medien gut vernetzt. Daher sollte eine Sensitivität entwickelt werden, um rechtzeitig zu spüren, wann der Betriebsrat und die Mitarbeiter überfordert werden.