“6 Monate Probezeit für Absolventen sind genug; 18 Monate befristete Stellen zeugen hingegen von Entscheidungsunfähigkeit.” – In der aktuellen Ausgabe des “Controller Magazins” hat Dr. Herwig R. Friedag mit einem Leserbrief ein weit verbreitetes Thema angesprochen, das ich hier zur Diskussion stellen will. Er schreibt:
(Im CM 5/2011, S. 34, erwähnte Prof. Weber „war for talents“ als Zukunftsthema.)
Immer wieder hört man von Controller-Kollegen, von Führungskräften in Unternehmen, dass die Loyalität insbesondere der jungen Mitarbeiter, eben dieser „talents“, zu ihrem Unternehmen immer geringer wird. Natürlich würden die Jungen viel arbeiten, auch so manche Überstunde ableisten – aber so richtiges Engagement für ihr Unternehmen ist nicht zu verspüren. Von selbst käme wenig, zu wenig. Die Folgen sind für uns Controller messbar: Reduzierte Produktivität, mehr Fehlzeiten, ein geringerer Ideen-Output sowie hohe Fluktuationskosten. Und noch viel schlimmer: Kundenverluste, denn Menschen pflegen üblicherweise Beziehungen zu Menschen und nicht zu Unternehmen. Ist das verwunderlich?
Hört man sich bei Studenten um, die ihr Studium in Kürze abschließen, so erfährt man sehr häufig: „Ich habe einen Praktikumsplatz ergattert.“ Und von den schon Glücklicheren: „Ich habe eine befristete Stelle angeboten bekommen – 18 Monate.“ Ich habe Verständnis dafür, dass Unternehmen sich einen neuen Mitarbeiter anschauen wollen, bevor dieser fest übernommen wird. Und dazu haben Unternehmen üblicherweise sechs Monate Zeit. Dies sollte reichen: Wer nach sechs Monaten noch nicht erkennt, ob jemand zu einem passt, ist keine gute Führungskraft, ist nicht entscheidungsfähig! Befristete Stellen sind ein Zeichen für Entschlusslosigkeit, für schlechte Planung und für eine unstete Entwicklung.
Wollen wir Führungskräfte uns das vorwerfen lassen? Treten Sie bitte auch in Ihrem Unternehmen dafür ein, dass insbesondere jungen Mitarbeitern eine Perspektive geboten wird – im Unternehmen, aber auch in unserer Gesellschaft, für unsere Gesellschaft, denn mit einem befristeten Vertrag denkt wohl keiner an eine Nachwuchsplanung…
So gewinnen Sie zwar nicht im „war for talents“, aber Sie gewinnen Mitstreiter im Wettbewerb um die besten Ideen und die begeistertsten Kunden!
Herwig Friedag
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