Referent: Hubert Stücke, Mitglied des Vorstands, Nestlé Deutschland AG
Herr Stücke geht auf die globalen Herausforderungen der Nahrungsmittelindustrie ein, dabei geht es speziell auf folgende Punkte ein:
1.) Globale Herausforderungen im Kontext “Ernährung”
– Bevölkerungswachstum und steigender Wohlstand: der Nahrungs- und Energiebedarf steigt; das Ackerland pro Kopf nimmt ab; Fleischbedarf und daraus resultierender Futtermittelbedarf; Nahrungsmittelvorräte nehmen ab
– Konkurrierende Verwendungszwecke von Rohstoffen: Bedarf an erneuerbarer Energie und Biokraftstoffen steigt
– begrenzt steigerungsfähiges Rohstoffangebot:
— 2050 werden bis zu ¾ der Menschheit unter Wasserknappheit leiden, wobei 70 Prozent des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft erfolgen wird
— Ressource Landflächen: Status quo: Regional begrenzte freie Flächenreserven; Potenzielle Reserven: Regenwald, Grenzflächen oder Bewässerungsflächen (in Regionen mit Wassermangel); Asien und Nordafrika sind ohne Flächenreserven
— eine Produktivitätszunahme der Ernteerträge ist bis 2050 gegenüber dem heutigen Stand um 72 Prozent erforderlich
– Rohstoffversorgung und –preise am Wendepunkt, aufgrund folgender Einflussfaktoren:
— steigende Nachfrage
— konkurrierende Verwendungszwecke
— spekulative Tätigkeiten
— steigende Qualitätsanforderungen (KOLs)
— politische Einflüsse
2.) Nachhaltig erfolgreich! Creating Shared Value – Ansatz der Nestlé
– Was ist gemeinsame Wertschöpfung?
Geschäftsphilosophie von Nestlé: “Wir wollen langfristig erfolgreich sein, indem wir Werte für Aktionäre und die Gesellschaft schaffen.”
– Definition “Corporate Social Responsibility” (CSR):
Corporate Social Responsibility ist ein Handlungskonzept für Unternehmen zur Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Das Konzept vereint drei Säulen: “Ökonomie”, “Ökologie” und “Soziales”. Ökologische und soziale Aspekte werden gewinnbringend in die Unternehmenspolitik integriert, um die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens zu sichern (Quelle: GIZ)
– Gemeinsame Wertschöpfung bei Nestlé: Mehr als Umweltschutz und CSR
Die gemeinsame Wertschöpfung bei Nestlé fußt u.a. auf folgenden beiden Ebenen:
a) Compliance: Gesetze, Unternehmensgrundsätze, Codes of Conduct
b) Nachhaltigkeit (protect the future: “wir werden nicht die langfristige Entwicklung für kurzfristige Vorteile opfern”). Hr. Stücke erläutert u.a. Aspekte des Nestlé Umweltmanagements, den Einsatz erneuerbaren Energien in Deutschland, erzielte Wasser- und Energieeinsparungen sowie die ganzheitliche Optimierung von Produkten auf Basis von Life Cycle Assessments (LCAs). Nähere Infos zu LCAs u.a.: http://de.wikipedia.org/wiki/Life_Cycle_Assessment
– Die gemeinsame Wertschöpfung ist bei Nestlé Grundlage der Business-Strategie
– Wertschöpfung für die Gemeinschaft und für das Unternehmen sind kein Widerspruch – sondern die Grundlage für langfristigen Erfolg
– Strategische Schwerpunkte setzt Nestlé in ihrem Engagement auf eigene Kompetenzen und Investitionen entlang der eigenen Wertschöpfungskette in den Feldern “ländliche Entwicklung”, “Wasser” und “Ernährung”, die ein besonderes Potential für gemeinsamen Mehrwert für Nestlé und die Gesellschaft
– Ein weiterer Schwerpunkt in der gemeinsamen Wertschöpfung bildet die Qualität in Wertschöpfungskette. Z.B. sollen durch Schulungen von Bauern höhere Erträge und eine bessere Qualität erzielt werden. Es wird F&E zur Qualitätssicherung in der Landwirtschaft betrieben. 1000 Agrarberater werden weltweit eingesetzt. Weiterhin existiert, ebenfalls zur Erhöhung der Qualität, ein Responsible Sourcing Programm, um eine höhere Transparenz in den globalen Lieferketten zu erhalten. Dieses “Responsible Sourcing Programm” besteht auf folgenden Säulen:
a) Nestlé Sustainable Agriculture Initiatives. Im Rahmen dieser Initiative ist Nestlé im direkten Kontakt mit 600.000 Farmern.
b) Nestlé Responsible Sourcing: in diesem Zusammenhang werde Traceability und Audit-Programme durchgeführt
Supplier Valuation ist notwendig zur Sicherung zuverlässiger, qualitativ hochwertiger Rohstoffquellen. Dabei handelt es sich nicht um Wohltätigkeitsmaßnahmen, sondern sind grundlegend notwendig zur Sicherung des Geschäfts.
3.) Spezifische Herausforderungen der Ernährungsindustrie in Deutschland
– Rückläufige Bevölkerungsentwicklung in Deutschland
– Wandel vom In-Haus-Konsum zum Außer-Haus-Konsum
– Die Verbraucher misstrauen industriell hergestellten Nahrungsmitteln
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4.) Qualität ist die Grundlage für langfristigen Erfolg, insbesondere in folgenden Bereichen
a) Sicherheit (Lebensmittelsicherheit, Compliance, engmaschige Kontrollen, hohe Anforderungen an die Rohstoffe)
b) Genuss (Markenerlebnis, bevorzugter Geschmack, Genuss ohne Reue, Verbraucherpräferenz)
c) Gesundheit (Gesundheitlicher Mehrwert der Produkte, klare Rolle der Produkte für Ernährung, Mehrwert durch Beratung)
d) Nachhaltigkeit (Langfristige Verfügbarkeit hochwertiger Rohstoffe, ökologische und soziale Anforderungen an die Wertschöpfungskette)