Innovationskraft braucht klare Regeln und starke Führung Innovative strength needs clear rules and strong leadership

Innovation braucht Kreativität und Freiheiten – auch in Unternehmen. Oder braucht es dort mehr als das? Unbedingt, sagt Siegfried Gänßlen, bis 2018 Vorstandsvorsitzender und inzwischen Kuratoriumsmitglied im ICV. Im Artikel  „Innovation: Sprung in die Zukunft – Schritte zum erfolgreichen Aufbau einer Innovationskultur“ betont er die Wichtigkeit von verlässlichen Rahmenbedingungen und internen Strukturen mit starker Führung und klaren Regeln, um der Innovationskraft den notwendigen Raum zu geben. Wir haben uns mit dem Executive Advisor, Schriftleiter ICV Fachkreis Innovationssteuerung und ehemaligen CEO der Hansgrohe SE über seine Empfehlungen unterhalten.

Wo endet im Unternehmen der Freiraum für kreative Ideen?
Gänßlen: Da, wo Inkompetenz beginnt. Innovative Kreativität hat nichts mit einer Wellness-Oase zu tun, sondern auch hier zählen – bei aller notwendigen Fehlertoleranz – Leistungen und Ergebnisse, Verantwortungsbewusstsein und Selbstständigkeit im Denken und Handeln.

Für erfolgreiche Unternehmen lauert eine Gefahr für ihre Innovationskraft: das sogenannte „innovators dilemma“. Was steckt dahinter?
Gänßlen: Wer erfolgreich ist, möchte am Status Quo festhalten und neigt zu übersteigertem Optimismus. Das kann dazu führen, dass Trends verschlafen werden. Deshalb braucht es ein gut verankertes „Ökosystem“ im Unternehmen, das nach ständiger Erneuerung und überproportionalem Wachstum mit Ertrag strebt.

Wo ist die Innovation im Unternehmen zu verankern?
Gänßlen: Sie muss fester Bestandteil der Unternehmensstrategie und Teil einer Unternehmenskultur sein, in der Aufgeschlossenheit, Neugier, Engagement und Motivation die Basis bilden. Wichtig ist, dass Teams funktionsübergreifend arbeiten und ihre Ergebnisse teilen. Und: Alle Unternehmensbereiche, das Management und die Stakeholder müssen sich zur Innovationsfreude bekennen und diese fördern. Das ist manchmal auch ein längerer Prozess.

Sie benennen im Artikel  auch „Innovationskiller“
Gänßlen: Innovation wird von Menschen, von Mitarbeitern gemacht. Diese müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Engagement im Bereich Innovation anerkannt wird und Fehler oder gar Scheitern innerhalb klarer Rahmenbedingungen erlaubt sind. Ist das nicht der Fall, wird Innovation vermieden – aus Angst, Stress oder Bequemlichkeit. Auch starre Strukturen und Abläufe behindern Innovation, beispielsweise, wenn Neues mit alten KPIs gemessen wird.

Welche Strukturen muss ein Unternehmen beseitigen, möchte es die Innovationskraft in den eigenen Reihen sichern oder erhöhen?
Gänßlen:
Zu vermeiden sind Micromanagement mit engmaschigen Kontrollen und Regeln sowie Silo-Denken (Abteilungsegoismus) mit mangelnder Risikobereitschaft. Stattdessen müssen Unternehmenswerte und Visionen zur Innovation motivieren sowie eine Feedback- und Mitmachkultur etabliert werden. Selbstverständlich braucht es auch ganz konkrete Mindestanforderungen wie eine ausreichende Anzahl an Ressourcen, transparente Strukturen und zur Verfügung stehende Räume. Dann aber heißt es: Experimentieren und testen, testen, testen – und nicht vergessen: Im Erfolgsfall müssen die Leistungen der Mitarbeiter durch Wertschätzung und Prämien anerkannt werden. So gelingt die Motivation, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen und in die Falle des „innovators dilemma“ zu geraten.

Lesen Sie hierzu den Artikel aus dem Controller Magazin von Siegfried Gänßlen.

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