Mergers & Acquisitions: Wie Unternehmen den Wert von M&A-Deals steigern Mergers & acquisitions: How companies boost the value of M&A deals

Die Hackett Group ist Firmenmitglied im Internationalen Controller Verein (ICV). Paul Moody, Practice Director bei Hackett-REL, hat uns diesen Ratgeber-Beitrag geschrieben. Moody ist spezialisiert auf die Optimierung von Working Capital, dabei besonders auf Forecast to Fulfill (F2F), Source to Settle (S2S) und Customer-to-Cash (C2C) Prozesse.

Durch Mergers & Acquisition erschließen sich Unternehmen neue Märkte und Ressourcen. Dabei hat Working Capital einen hohen Stellenwert: Es ist die preiswerteste Kapitalquelle für weiteres Wachstum. Ende 2017 lag das Wertvolumen der weltweiten M&As in US-Dollar immer noch bei etwa 2,26 Billionen US-Dollar, nachdem es 2015 mit über vier Billionen einen Spitzenwert erreicht hatte. Fusionen & Übernahmen bieten sich zwingend an als Wachstumsstrategie und Weg zur Wertsteigerung, leicht zu messen am Shareholders Value. Der Wert eines Unternehmens hängt aber auch ab vom Cash flow – umso weniger verständlich ist deshalb, warum eine Optimierung des Umlaufvermögens bei M&A-Deals oft ins Hintertreffen gerät.

Die Hackett-Gruppe hat in einer Langzeitstudie über sieben Jahre hinweg 1.000 börsennotierte Unternehmen untersucht, um die Wechselwirkung M&A und Working Capital-Performance zu belegen.

Herausforderungen und Hemmnisse

Diese Analyse identifizierte zahlreiche Faktoren, die sich bei der Übernahme und der Integration der Unternehmen als besonders abträglich auf das Working Capital auswirkten:

  • Extrem hohe Verwaltungs-(Back office)-Kosten im Vergleich zum Wettbewerb und den World Class-Unternehmen des jeweiligen Industriesektors,
  • sehr verschiedene bis unvereinbare Abwicklungsprozesse mit hohen Lohn- und Arbeitskosten,
  • sehr geringe Transaktionsqualität mit zäher Veränderungsbereitschaft und hoher Ungenauigkeit,
  • zu hohe Außenstände und Forderungen über zu lange Zeiträume hinweg, zu hohe Forderungsausfälle und Abschreibungen und
  • Bilanzen enthalten zu viele nicht existierende „Ghost Assets“, durch die Steuerlasten erhöht werden.

Dazu kommen Faktoren wie mangelnde Prozessqualität oder ungenügender Technologieeinsatz bei Analyse und Forecasting im Finanzbereich sowie Außeneinflüsse wie Wechselkurse oder Energiepreise und – last but not least – unterschiedliche Kostenrechnungsverfahren in den beteiligten Unternehmen.

Der 100-Tage-Plan

Um diese negativen Auswirkungen auf das Umlaufvermögen auszuschalten, empfiehlt Hackett, schon während der Due-Diligance-Phase auch das Augenmerk auf die Working Capital-Performance des zur Übernahme stehenden Unternehmens zu richten, um einen tragfähigen und nachhaltigen 100-Plus-Tage-Plan auch für die Angleichung der Working Capital-Ziele zu schaffen. Dazu gehören:

  • Benchmarking relevanter Working Capital-Ratio der Industrie, in der die Unternehmen aktiv sind und Ausrichtung der eigenen Verbesserungsziele an geeigneten und beispielhaften Wettbewerbern,
  • sehr genaue Analysen zur Identifikation der Optimierungsmöglichkeiten und -Wege, um sie sowohl kurzfristig, als auch langfristig und nachhaltig zu realisieren,
  • die Definition klarer Ziele und tragfähiger Evaluierungsverfahren für die Entwicklung und
  • die Ausrichtung der Management-Incentives auf diese Ziele.

Verbesserungskriterien

Auch für das Benchmarking listet die Studie konkrete Richtwerte auf, mit denen schnell festgestellt werden kann, ob und an welchen Punkten Working Capital-Verbesserungen bei dem Übernahmekandidaten möglich sind: Wenn

  • das Brutto-Umlaufvermögen um  25 Prozent größer als das Anlagevermögen ist,
  • das Wachstum des Working Capital größer ist als das Umsatzwachstum,
  • der Cash Conversion Cycle, also die Kabitalbindungsdauer, um 20-30 Prozent  über dem Branchendurchschnitt liegt.

Traditionell fokussiert sich die Unternehmensführung nach einem M&A-Deal während der ersten 100 Tage auf dringend vorrangige Integrations- und Stabilisierungsmaßnahmen in beiden Unternehmen. Dabei sollten auch Maßnahmen zur Working-Capital-Optimierung im Fokus stehen, garantieren zusätzliche Liquidität und gesteigerter Cash flow doch Wachstum, decken den Kapitalbedarf des fusionierten Unternehmens ab und beschleunigen den ROI des Deals. Aber allzu oft werden dazu nötige Schritte falsch bewertet. Einige Vorurteile:

  • Die Optimierung des Umlaufvermögens schafft nur sehr langfristig Vorteile
  • verringerte Bevorratung und Lagerhaltung beeinträchtige die Servicequalität oder
  • neue Zahlungsbedingungen gefährdeten den Absatz.

Richtig ist: Die Steigerung der Working-Capital-Performance ermöglicht auch kurzfristige finanzielle Erfolge, die gemäß der aktuellen Nachfrage exakt ausbalancierte Lagerhaltung kann Absatz und Servicequalität erhöhen sowie Kosten und Abschreibungen senken und branchenübliche neue Zahlungsbedingungen verringern Außenstände, bauen Konflikte ab und verbessern das Verhältnis zu Kunden und Zulieferern.

Working Capital und Verkauf

Das Endziel vieler M&As ist der Verkauf des akquirierten Unternehmens oder zumindest bestimmter Teile. Dafür ist es wichtig, dass die Bilanz mindestens sechs bis zwölf Monate vorher Wertsteigerungen aufweist. Um jeden Verdacht auf window dressing, also Bilanzschönung, zu vermeiden, sollte schon frühzeitig Cash freigesetzt werden durch Optimierung des Netto-Umlaufvermögens (Anlagevermögen abzüglich aller Verbindlichkeiten).

Wer diese Lösungsansätze befolgt, kann durch den M&A-Deal nicht nur schnelles Wachstum einkaufen, Cash freisetzen und Liquidität schaffen – er steigert also zudem die Produktivität und den Unternehmenswert des akquirierten Unternehmens. (Die Studie kann nach Registrierung kostenfrei über diesen Link abgerufen werden.)

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