Wirtschaftszeitung-Forum in Regensburg zum “Controlling der Zukunft” Wirtschaftszeitung Forum in Regensburg on "Controlling of the future"

Großartig hat sich der ICV am vergangenen Donnerstagabend wieder der Fachöffentlichkeit präsentiert. Im Verlagsgebäude der Mittebayerischen Zeitung in Regensburg fand das diesjährige Forum Controlling der „Wirtschaftszeitung“ mit über 80 Teilnehmenden statt; inzwischen das dritte gemeinsame Forum des ICV mit der WZ. Das Thema 2019, „Zukunft der Arbeit“, behandelten die ICV-Referenten, Dr. Martin Jochen, Leiter Controlling-Bereiche Marke Audi, Mitglied im ICV-Fachkreis „Future of Work“, und Dr. Rüdiger Eichin, Senior Director, S/4 NEXT bei SAP SE in Walldorf, Leiter des FAK „Future of Work“.

Dr. Jochen bot in seinem sehr praxisnahen Vortrag höchst interessante Einblicke in die digitale Transformation bei Audi. Er stieß damit bei den Zuhörenden auf großes Interesse und bekam verdientermaßen sehr viel Beifall. Dr. Eichins einleitender Vortrag hatte zuvor einen exzellenten Einstieg und Überblick gegeben.
Wieder einmal ist es in Kooperation von „Wirtschaftszeitung“ und ICV gelungen, viele Interessierte für ein WZ-Forum zu gewinnen. Anerkennend erklärten die Regensburger Zeitungsmacher, dass „ausgerechnet die Controlling-Themen“ für die höchsten Besucherzahlen bei ihren Foren sorgen.

Dr. Eichin: „Die Zukunft der Arbeit ist wesentlich mehr als nur digital“
Einführend hatte Dr. Rüdiger Eichin erklärt, wie die Unternehmen im Kontext der Digitalisierung mit Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds gefordert sind: durch die zunehmende Volatilität und zunehmende Komplexität sowie Dynamik in den Märkten. Durch den erweiterten und intensiveren Wettbewerb seien die Unternehmen auf der einen Seite gezwungen, schneller und agiler auf die Veränderungen zu reagieren. Die Komplexität der eigenen Systeme wiederum könne nicht mehr zentral durch einzelne oder Projektteams gesteuert werden, sondern es sei wichtig, auf allen Ebenen die Knowhow- und Wissensträger mit in die Veränderungsprozesse und auch in die Entscheidungsstrukturen einzubinden. Ganz wesentlich für den Erfolg der Digitalisierung seien die Mitarbeiter, genauso wie die Organisation und das Umfeld.

„Die Zukunft der Arbeit ist wesentlich mehr als nur digital“, erklärte Dr. Eichin. Es gehe nämlich auch darum, wie künftig zusammengearbeitet und kommuniziert wird. Das sei nicht nur eine Frage der Kompetenzen, sondern auch eine Frage der Gestaltung der Arbeitsorganisation und eine des Mindsets. Ob auf dem Teamlevel oder in der zentralen Unternehmenssteuerung, überall sei eine entsprechend agile Steuerungsinstrumente nötig. Deren Gestaltung sei auch eine Aufgabe des Controllings.

Die „autonomere Steuerung“ bezeichnete Dr. Eichin als einen „ganz großen Trend“. Business Process Engineering impliziere, dass Entscheidungen letztlich dort getroffen werden können, wo auch die dafür relevanten Informationen zur Verfügung stehen. In dem komplexeren und volatileren Umfeld bestehe heute die Notwendigkeit, dass autonomere Entscheidungen ermöglicht werden müssten. Dr. Eichin gab Beispiele, wo Unternehmen die Transformation hin zu agileren Organisationen vorantreiben.

In seinem WZ-Forum-Vortrag stellte Dr. Eichin den neuen, im vergangenen Herbst gegründeten ICV-Fachkreis „Future of Work“ vor. Er berichtete, dass der FAK nach dem Start zunächst entlang der Hauptdimensionen der Veränderung, wie etwa neuen Technologien und Arbeitsmethoden, mögliche kurz- und mittelfristige Szenarien beschrieben und damit verbundene Anforderungen sowohl an das Controlling als auch an die Mitarbeiter identifiziert habe. Im Weiteren beschäftige sich der FAK nun mit der Frage, wie die notwendigen Veränderungen in Unternehmen erfolgreich gestaltet werden können.

Dr. Jochen: „Digitalisierungsprozess ist sehr intensive Arbeit“
Spannende Einblicke in die Praxis der digitalen Transformation bei Audi gewährte dann Dr. Jochen. Die Digitalisierung falle nicht vom Himmel und müsse ernstgenommen werden, forderte er zum Beginn. Bei Audi habe man sich schon sehr frühzeitig mit diesem Thema befasst und festgestellt, dass analoge Schnittstellen, Prozesse und Daten komplett neu gestaltet werden müssten. Im Unterschied zu einem auf der grünen Wiese neu errichteten Unternehmen, das von Beginn cloud- und digital-basiert aufgebaut werden kann, sei das bei einem „Unternehmen mit der Größe und Historie von Audi“ anders: Der Transformationsprozess bedeute eine „sehr intensive Arbeit“.

Vielerorts werde der nötige Aufwand erheblich unterschätzt, „gerade auch von Beratern“. Insbesondere etablierte Systeme und ihre Schnittstellen seien aber „nicht über Nacht“ in die Cloud oder in eine KI-Lösung zu transferieren. Dies sei nicht nur bei Audi ein Thema, mit dieser Problematik müssten sich viele Firmen „herumplagen“.

Sehr bemerkenswerte Aussagen machte der Leiter Controlling-Bereiche Marke Audi zu den Zukunftsaussichten der Controllerinnen und Controller: Machen KI und Robotik sie in Zukunft überflüssig? Dr. Jochen glaubt an das Gegenteil. Es würde zwar einerseits ein Effizienzhub in der Datenaufbereitung realisiert, gleichzeitig werde es aber mehr Controller geben, die „in ihrer originären Rolle als finanzieller Unternehmenssteuerer aktiver Teil fachübergreifender Teams in der frühen Phase der Unternehmensentwicklung sind“. Außerdem müssen ja etwa die KI koordiniert, überwacht, mit Daten versorgt und weiterentwickelt werden. „KI stellt noch nicht die richtigen Fragen, das müssen schon die Menschen übernehmen“, so Dr. Jochen. Zudem müssten Controller in der digitalen Welt für die Kollegen anderer Fachbereiche, wie etwa in Marketing, Beschaffung oder Produktion, Ansprechpartner für Diskussionen sein.

An die beiden Vorträge schloss sich eine lebhafte Podiumsdiskussion an. Einbezogen wurde darin auch der Leiter des regionalen ICV-Arbeitskreises Süd I, Prof. Dr. Uwe Seidel (linkes Bild). Der Professor für Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Controlling an der Fakultät BWL der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg besuchte das WZ-Forum mit einer starken Studentengruppe und konnte den Zuhörern im Plenum erklären, wie sich die Controlling-Ausbildung an seiner Hochschule angesichts der neuen Herausforderungen ausrichtet.

Herzlich begrüßt auf dem WZ-Forum wurden neben den beiden Referenten auch die ICV-Repräsentantinnen Claudia Maron (Bild rechts, 2.v.l.) als Regionaldelegierte Süd des ICV und die ICV-Geschäftsführerin Carmen Zillmer (Bild rechts, 2.v.r.).

WZ-Controlling-Beilage
Pünktlich zum WZ-Forum hatte der Verlag der Mittelbayerischen Zeitung auch wieder die Controlling-Beilage der „Wirtschaftszeitung“ herausgebracht. Diese ist in diesem Jahr mit „Controlling der Zukunft“ betitelt und in engster redaktioneller Zusammenarbeit mit dem ICV inhaltlich gestaltet worden. Teil 2 dieser WZ-Controlling-Beilage dient erneut als Congress-Zeitung zum 44. Congress der Controller. Die Beilage ist bereits auf der ICV-Website als PDF hier online.

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