Einen strahlenden Péter Horváth hat Matthias von Daacke im Congress-Stream zum Live-Talk über die Entwicklung des Controllings begrüßt. Der eigentlich ebenfalls für den Live-Talk vorgesehene Prof. Dr. Dr. h.c. Albrecht Deyhle musste angesichts der Corona-Maßnahmen leider auf seinen Auftritt verzichten. Der Gründervater und Ehrenvorsitzende des ICV ist wie Horváth „Controlling-Papst“, so von Daacke.
Auf fast 50 Jahre Controlling-Erfahrung und über 80 Jahre Lebenserfahrung kann Péter Horváth, Gründer und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Horváth AG, zurückblicken. Dabei ist er Wissenschaftler, Unternehmer und Lehrer gleichzeitig – Grund genug, die Teilnehmenden des Congresses an seinen Erfahrungen, Einschätzungen und seiner Expertise teilhaben zu lassen.
Im Interview mit Matthias von Daacke, der beim Hersteller von Spülen und Küchenarmaturen Blanco Managing Director ist und das Global Controlling verantwortet, hat sich Péter Horváth zu grundlegenden Änderungen, aber auch den Aussichten im Controlling und für ControllerInnen geäußert. Die wichtigste Veränderung im Vergleich zu der Unternehmenswelt vor 50 Jahren ist laut Horváth die Unsicherheit, die es in diesem Maß früher nicht gegeben habe. „Vor 50 Jahren hatten wir eine stabile Welt. Das Jahr endete so, wie wir es geplant haben!“. Dem gegenüber stehen die modernen Zeiten, die geprägt sind von VUCA – Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ungewissheit.
Dennoch ist der Controller aus Leidenschaft, der den ersten Lehrstuhl für Controlling in Deutschland an der TU Darmstadt aufbaute, positiv überrascht von der Entwicklung des Controllings trotz der enormen Veränderungen: „Das Controlling hat sich als tragfähiges Konzept entwickelt. Es trägt die neuen Entwicklungen mit und leistet Beiträge dazu“, zeigt sich der gebürtige Ungar begeistert – auch davon, wie gut und schnell die Controlling-Community die Entwicklungen in das Grundkonzept integriert hat.
Dennoch gilt es aufgrund der Entwicklungen, auch im Controlling am Ball zu bleiben. Dazu gehört es, sich neue Tools anzueignen und sich fit im Bereich Business Analytics zu machen. Damit das gelingt, empfiehlt Horváth, vor allem mit den IT-Leuten im Gespräch zu bleiben, um das notwendige Verständnis für die Technik zu erhalten. Der moderne Controller muss zudem neben seinen Kernkompetenzen mehr als früher starke Begleitkompetenzen besitzen. Dazu gehören Soft Skills wie die Fähigkeiten zu Teamwork, Kommunikation, Verhalten und Lernbereitschaft. Für Horváth ist es zudem enorm wichtig, dass der Controller das Geschäftsmodell seines Unternehmens kennt.
Als Mitbegründer der Ideenwerkstatt im ICV erinnert sich Péter Horváth gerne zurück an die Pionierarbeit, die hier geleistet wurde. So standen dort bereits 2011 grünes Controlling auf der Agenda, 2013 Volatilität der Geschäftswelt sowie 2014 Big Data und das Potenzial für das Controlling. „Das zeigt, dass die Ideenwerkstatt gute Impulse für die Controller geliefert hat“.
Nachhaltigkeit liegt dem Controller aus Leidenschaft am Herzen, nicht umsonst vergibt er mit seinem Unternehmen Horváth & Partners gemeinsam mit dem ICV seit vielen Jahren den Green Controlling-Preis. Dennoch glaubt er, dass auch hier noch viel Luft nach oben ist, denn, so zeigten die Einreichungen: „Die Nachhaltigkeit ist zu oft noch eine Insellösung in den Unternehmen. Es braucht aber integrierte Lösungen“. Zudem werde oft vergessen, dass Nachhaltigkeit und „Green Controlling“ nicht nur Chancen, sondern auch Risiken berge, die in einem entsprechenden Risiko-Controlling integriert werden müssten.
Horváth wies darauf hin, dass der Begriff „Krise“ inzwischen zu inflationär und zu allgemein verwendet werde. Gerade innerhalb eines Unternehmens müsse man prüfen, auf welcher Stufe man sich derzeit befinde. Eines sei jedoch generell richtig: durch die Krise werden Agilität und Resilienz immer wichtiger.
Gefragt, ob Performance Management nun eigentlich Teil des Controllings sei oder umgekehrt, betonte der erfolgreiche Unternehmer und Hochschullehrer ausdrücklich seine Sicht der Dinge –„denn das wird sehr unterschiedlich diskutiert und gesehen!“: „Management ist Management und Controlling ist Controlling! Deshalb ist Performance Management der Part für die Manager – Performance Measurement allerdings der Part der Controller!“. Dies sei jedoch ein gutes Diskussionsthema etwa für den Controllers Biergarten beim Congress am heutigen Montagabend, so Matthias von Daacke.
Das abschließende Statement von Peter Horváth zum ICV und warum er eigentlich wichtig für das Controlling und die Controller sei: „Der ICV ist einzigartig für die Controller Community als Ideen-Generator und Lernplattform mit Veranstaltungen, Publikation und Diskussionsgruppen – und weil er ein einzigartiges Netzwerk hat. Mein Fazit für den ICV: Weiter so!“