Soeben ist auf der CCS 2014 der Green-Controlling-Preis 2014 an die STABILO International GmbH für das Programm „Controlling als Business Partner der nachhaltigen Unternehmensführung“ und an die Takata AG für das Programm „Maximize innovation to minimize environmental impact“ verliehen worden. Den mit 10.000 EUR dotierten, von der Péter-Horváth-Stiftung gestifteten Preis überreichte Péter Horváth, Jury-Vorsitzender und Leiter der ICV-Ideenwerkstatt.
(Verleihung Green-Controlling-Preis 2014, v.l.n.r.: Dr. Dan Tulvan, Director Manufactoring, Arad (RO), Jürgen Volk, Manager Controlling Steering Wheel EMEA, Jörg Henry Dinkat, Director Controlling Global Steering Wheel & FI/CO Office EMEA – alle Takata; Péter Horváth, Jury-Vorsitzender; Angelika Henkel, Leiterin Controlling, Stabilo International, Martin Reim, Geschäftsführer Schwanhäuser Industrie Holding; Lucian Lusca, Manager General Service, Takata Arad (RO); Siegfried Gänßlen, ICV-Vorsitzender)
Die Preisträger präsentierten im CCS-Plenum vor über 100 Controlling-Experten und Managern ihre Lösungen: Angelika Henkel, Stabilo International GmbH, Heroldsberg, und Jörg Henry Dinkat, Takata AG, Aschaffenburg.
Beide Preisträger haben angekündigt, ihre Preisgelder für soziale Zwecke zu spenden: Stabilo für eine Flüchtlingsunterkunft in Höchstadt, Takata AG für ein soziales Projekt in Rumänien.
STABILO: „Controlling als Business Partner der nachhaltigen Unternehmensführung“
Um die Nachhaltigkeitsinitiativen des Unternehmens zu fokussieren, definierte die Unternehmensleitung im Jahr 2009 mit der „Strategie 2014“ konkrete Nachhaltigkeitsziele. Als Business Partner des Managements und der operativen Einheiten war das Controlling gefordert, die Anforderungen in die täglichen Abläufe zu integrieren, die sich aus den Nachhaltigkeitszielen ergaben. Die grüne Controlling-Lösung hat drei Komponenten: 1. (Weiter-)Entwicklung des STABILO-Nachhaltigkeitsprogramms unterstützen; 2. Transparenz über Programmergebnisse schaffen und berichten; 3. Nachhaltigkeitsprogramm prozessintegriert begleiten.
Die Jury erkannte in dem Lösungskonzept mehrere innovative Aspekte. Unter anderem ist das Controlling als interner Berater für alle Prozesse integriert, während die Fachabteilungen in der Umsetzung ihrer Projekte autark sind. Es werden alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – ökonomische, ökologische, soziale – integriert betrachtet und Transparenz über deren Wechselwirkungen geschaffen. Die grüne Controlling-Lösung ist als wesentliche Säule des STABILO Nachhaltigkeitsprogramms in die bestehenden Controlling-Prozesse integriert. Dabei bestand die Prämisse, dass das Controlling des Nachhaltigkeitsprogramms zu keinem zusätzlichen oder parallelen Controlling-Prozess führen darf. Vielmehr wurden bestehende Budgetierungs- und Reportingprozesse um Nachhaltigkeitsziele erweitert. Einzig das Maßnahmen-Controlling, welches zum laufenden Monitoring der Nachhaltigkeitsmaßnahmen eingesetzt wird, wurde neu aufgebaut.
Die grüne Controlling-Lösung hat dazu beigetragen die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Thema Nachhaltigkeit zu fördern. Durch die Nachhaltigkeitsstrategie, die Veröffentlichung der Ziele und Maßnahmen sowie das kontinuierliche Reporting fühlen sich die Mitarbeiter aller STABILO Einheiten integriert. In den Budgetdurch-sprachen, Sales- und Marketingmeetings gab es viele gute Beispiele, die von anderen wieder kopiert oder modifiziert umgesetzt wurden. So entstand über alle Einheiten hinweg eine Eigendynamik.
Seit Beginn des Nachhaltigkeitsprogramms 2009 konnten wesentliche Erfolge erzielt werden. Durch die Green-Controlling-Lösung konnten diese Erfolge auch sichtbar gemacht werden, was wesentlich dazu beiträgt, dass Nachhaltigkeit auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der STABILO Unternehmensphilosophie ist.
Takata AG: „Maximize innovation to minimize environmental impact”
Die Takata Corp. mit Hauptsitz in Tokio ist ein global operierender Hersteller von automobilen Insassenschutzsystemen (Jahresumsatz: 4,1 Mrd. EUR, ca. 45.000 Mitarbeiter weltweit). Die Takata AG mit Zentrale in Aschaffenburg bündelt die europäischen Aktivitäten.
Mit der prämierten Green-Controlling-Lösung hat Takata das klassische KPI-System um neu entwickelte Kennzahlen und eine höhere Detaillierung erweitert. Es wurden „green MbOs” (Management by Objectives als weltweites, variables Vergütungssystem für Manager) – „Minimize Impact on Environment“, „Limit Potential of ecologic Hazards and Risks“, „Rational materials consumption“ – im Zielvereinbarungssystem implementiert. Das Zielvereinbarungssystem wurde mit dem KPI-Reporting (Key Performance Indicators) gekoppelt.
Als „Green Projects“ versteht Takata alle Projekte, welche die Umwelt entlasten, Energie sparen oder Umweltrisiken vermeiden. Das Controlling unterstützt und priorisiert „Green Projects“ durch Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Datenrecherchen und Ergebnistracking.
Die Green-Controlling-Lösung, bei der das Takata-Controlling als Innovator und Treiber sowie als „Vernetzer“ der Organisationseinheiten agiert, nutzt vorhandene Ressourcen und Infrastruktur im Unternehmen. Ganz bewusst ist keine zusätzliche Green-Controlling-Abteilung aufgebaut worden, sondern das Thema in die Controlling-Abteilung mit ihren Tagesaufgaben integriert worden. Dazu gehört auch die Nutzung der vorhandenen Reportingstruktur in SAP. Das Takata Controlling wirkt als Moderator und Sparringspartner z.B. in Diskussionen mit den Fertigungsbereichen.
Takata verweist auf eine Reihe positiver ökonomischer wie ökologischer Ergebnisse bzgl. Wirkungen der Lösung. Dazu zählen signifikante Kosteneinsparungen speziell im Energiekostenbereich: 19% wurden trotz 10% höherem Produktionsvolumen eingespart. Ein geschärftes Bewusstsein und klare Verantwortlichkeiten bei den Akteuren in den verschiedenen Bereichen werden ebenfalls als Erfolge aufgezählt. Zudem wird dem Controlling eine gewachsene Prozessstärke im Tages- wie auch Projektgeschäft attestiert. Das Unternehmen hat einen Innovationsschub durch die priorisierte Unterstützung der „Green Projects“ erfahren.
TAKATA ist laut der Branchen- und Wirtschaftszeitung “Automobilwoche” vom 15.12.2014 “DER ABSTEIGER DES JAHRES: Takata droht Millionenstrafe durch US-Verkehrsaufsicht.”
Wird hier Nachhaltigkeit richtig interpretiert?
(Zitat Seite 22:)
“Der japanische Hersteller von Sicherheitssystemen Takata kommt wegen defekter Airbags einfach nicht aus den Schlagzeilen. Jüngst hatte die US-Verkehrsaufsicht NHTSA vom Zulieferer landesweite Rückrufe gefordert. Doch das Unternehmen weigert sich und geht stattdessen auf Konfrontationskurs mit der Behörde.
Bei einer Anhörung im US-Kongress hatte der Takata-Manager Hiroshi Shimizu keine Bereitschaft zu einem landesweiten Rückruf von Fahrzeugen gezeigt, in denen Airbags seiner Firma auf der Fahrerseite verbaut wurden. Denn laut Takata treten die Mängel nur in besonders heißen Regionen auf, weshalb das Unternehmen seine Rückrufe auf US-Staaten wie Florida oder Hawaii beschränkt. Wenn das Unternehmen bei seinem Gebaren bleibt, droht ihm eine Strafe von bis zu 35 Millionen Dollar.
Die Gefahr für die Fahrzeuginsassen besteht darin, dass die Airbags beim Entfalten wie eine Splitterbombe platzen können. US-Anwälte gehen bislang von vier Todesopfern und rund 150 Verletzungen aus.
Laut “Automotive News”, Schwesterblatt der “Automobilwoche”, gab es weltweit seit 2008 schon über 16 Millionen Rückrufe im Zusammenhang mit Takata-Airbags.” (Zitat Ende)
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich ein Preisträger unter diesen Umständen über den “Green Controlling Preis” in Deutschland freuen kann. Takata hatte 2008 für 20 Millionen Euro ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Berlin eröffnet.
Rainer Linse
ICV Delegierter Deutschland Süd
Ich finde es klasse, dass der Green Controlling Preis 2014 an die Stabilo GmbH gegangen ist! Es ist super, wie das Team die Nachhaltigkeit auch in die Controlling Abläufe in Form von Transparenz und Key Aims gebracht hat – das spricht definitiv von einer sustainable Haltung und Zukunftsorientation!
In Bezug auf Stabilo schließe ich mich der Meinung des Controlling Experten an. Frau Henkel von Stabilo präsentierte authentisch und absolut glaubwürdig. Vielen Dank dafür!
Rainer Linse
ICV Delegierter Deutschland Süd
@Rainer Linse
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Die Rückrufaktion war womöglich gerade eine Folge von zu wenig Nachhaltigkeit in der Vergangenheit. Und dabei rede ich nicht nur von ökologischer Nachhaltigkeit,sondern auch von ökonomischer, sozialer und technologischer Nachhaltigkeit. Und Takata könnte ja daraus durchaus ihre Rückschlüsse gezogen und neue Strategien entwickelt haben.
Aber selbst wenn das nicht so wäre, was ich damit sagen will ist nur, dass eine Rückrufaktion mit Ursprüngen in der Vergangenheit in keinem Widerspruch zu neuen Nachhaltigkeitskonzepten heute steht.