Am vergangenen Freitag und Samstag hatte ich gleich zwei Erlebnisse zum “Bild” des Controllers.
1. Am Ende eines Wochenseminars verabschiedete sich am Freitag herzlich ein Montageleiter, der zur Vorbereitung eines mehrjährigen Montageprojektes im Ausland ein Controlling-Seminar besuchte mit den Worten: “Controller sind doch viel besser als ich sie mir vorgestellt habe. Jetzt habe ich ein ganz anderes Verständnis für Controller und kann mit ihnen viel besser reden!”
2. Am Samstagabend war ich zum ersten Mal in einer kleineren süddeutschen Stadt in einen bestehenden Kreis von Honoratioren zum jährlichen Bremer Grünkohlessen eingeladen worden. Der Kreis bestand aus Ingenieuren, Vertriebsleitern und höheren Beamten und ihren Ehefrauen. Nach dem Hauptgericht forderte mich die Gastgeberin vor allen Teilnehmern plötzlich auf, dem Kreis aus meiner Sicht als Controlling-Trainer etwas über die Wirtschaftskrise zu erzählen, vor allem über Buchgewinne und –verluste und dem Cash Flow. “Wird die Bundesregierung alle im Rahmen der eingetretenen Finanzkrise in den Medien genannten Schulden tatsächlich zahlen müssen oder sind es “nur” Rückstellungen, denen evtl. kein Zahlungsabfluss folgt?” Bemerkenswert war aber im Moment meiner Sammlung die halblaute Bemerkung des mir gegenübersitzenden Ingenieurs zu seiner Frau: “Controller sind in manchen Firmen die am meisten gehassten Menschen!”
Innerhalb von zwei Tagen begegneten mir zwei Menschen, die gegenüber unserem Berufsstand eine kritische Meinung haben, wobei der Montageleiter seine Meinung innerhalb einer Seminarwoche geändert hatte.
Häufig heißt es, “Controlling” ist etabliert. Von den Prozessen und den Systemen mag es tatsächlich häufig der Fall sein. Wahrscheinlich auch bei Mitarbeitern, die direkt mit Controllern zu tun haben. Aber wie sieht es mit dem Image von Controllern bei “Kontakten 2. oder 3. Grades” aus, d.h. Führungskräften zu denen sie nicht regelmäßig Kontakt haben. Klingt für diese das Wort “Controlling” nicht noch immer häufig nach Kontrolle? Wenn Controller unter anderem “Zahlenverkäufer” und fachliche “Dauerläufer” sind, sollten wir nicht vergessen, weiterhin “dauerläuferhaft” Marketing im “Zahlenverkaufen” und für unsere Rolle als betriebswirtschaftlicher Berater zu machen. Hierzu können beispielsweise Beiträge in Mitarbeiterzeitungen gehören oder Tage der “offenen Tür”: Der Controller-Bereich stellt sich vor. Einmal im Jahr stellt sich der Controller-Bereich allen neuen Führungsnachwuchskräften mit seinen Personen und Systemen vor. Neben dem Marketing-Charakter ist dieses Verfahren auch rationell: Man erklärt die Systeme einmal allen neuen betroffenen Mitarbeitern und nicht jeder Person einzeln. Und auch eine Homepage des Controller-Bereiches im Intranet fördert die Akzeptanz. Und schließlich sollten Controller für neue Verfahren und Methoden in Rechnungswesen, Planung und Berichtswesen ein “Telling-Why” für die Betroffenen geben. Welcher Sinn und evtl. welcher Vorteil für ihn steckt in der neuen Vorgehensweise. Viel Erfolg beim Marketing für das Controlling!