Die Kosten des Materialeinsatzes sind in produzierenden Unternehmen meistens der höchste Kostenblock. Durch Outsourcing ist diese Tendenz sogar noch zunehmend. Steht diese Position im entsprechenden Fokus von Controllern und Controlling-Systemen, z.B. im Vergleich zum Vertriebs- und Fixkosten-/Kostenstellencontrolling? Kleine Veränderungen bei den Einstandspreisen wirken sich mit tendenziell weitaus höheren Prozentsätzen auf das Ergebnis und den ROI/ROCE aus.
Unter dieser Zielsetzung stellte ein Einkaufsleiter vor kurzem eine interessante Frage: Kann man aus Staffelpreisen auf die Kostenstruktur des Lieferanten zurückschließen. Was sind seine variablen Kosten und entsprechend seine fixen Kosten? Gibt er bei Mengensteigerung alle Degressionseffekte an uns weiter?
Vorab: Eine Kausalität ist nicht möglich und vielleicht wäre es viel einfacher, mit dem Lieferanten offen über seine Kalkulation zu sprechen.
Nebeneinander, am Flip-Chart stehend, haben wir aus den verschiedenen Mengen und Preisen mögliche Kostenfunktionen abgeleitet. Das ging unter Berücksichtigung verschiedener Prämissen in diesem Fall überraschend einfach: – hohe automatisierte Produktion, -hohe Auslastung durch diesen Kunden (> 80% der Jahreskapazität des Lieferanten in diesem Bereich), – Preissenkungen vor allem durch Fixkostendegression.
Mit dieser Als-ob-Kalkulation aus Sicht des Lieferanten wird der Einkaufsleiter jetzt in die nächste Verhandlungsrunde mit seinem Lieferanten gehen. Vielleicht zeigt ihm dann der Lieferant seine tatsächliche Kalkulation, falls die unterstellten Annahmen nicht richtig waren. Beide können dann auf der Basis tatsächlicher Daten eine Win-Win-Situation schaffen – eine Vorgehensweise die im Einkauf der Automobilindustrie schon seit Jahren gebräuchlich ist.