Gastbeitrag: „Finance: Digitalisierung treibt World-Class-Performance“

Die konsequente Nutzung digitaler Technologie senkt gerade im Finanzbereich die Prozesskosten signifikant, steigert die Effizienz und schafft Investitionsspielräume für mehr Wertschöpfung. – Ein Gastbeitrag von Jörg Liphard, Director bei The Hackett Group, dort u.a. zuständig für den Beratungsbereich Finance

Eine typische Finanzorganisation hat die Möglichkeit, bis zu 35% Prozesskosten einzusparen, wenn sie die richtigen digitalen Technologien nutzt. Die konsequente Einführung dieser Technologien hebt die Performance eines Peer Group Unternehmens auf World Class Leistung. World-Class-Unternehmen liegen in den Leistungskriterien Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Top Quartil aller Vergleichsunternehmen. Zudem können World-Class-Unternehmen ihre Prozesskostenstruktur, die über die letzten Jahre weitestgehend konstant geblieben ist, um weitere 20% senken durch konsequente Umsetzung der Digitalisierung im Finanzbereich.

Diese Entwicklung ist ein wesentliches Ergebnis unserer aktuellen Untersuchung zur Situation der Finanzbereiche internationaler Großunternehmen mit Umsätzen ab einer Milliarde US-Dollar. Basis sind mehrere hundert Benchmarks, Beratungsprojekte und Performancestudien – etwa ein Drittel davon wurden bei europäischen Unternehmen durchgeführt.

Unsere Untersuchung identifiziert sechs Kernbereiche und Werttreiber, durch deren konsequente Nutzung sich die Peer Group in Richtung World Class verbessern können:

  • Digitale Tools schaffen die Möglichkeit, besser und effizienter mit internen und externen Stakeholdern, Kunden und Lieferanten zu kooperieren und zu kommunizieren – unter anderem durch entsprechende Portale, die schnelle und unkomplizierte Transaktionen wie Bestellungen, Rechnungsempfang oder Rechnungsstellungen erlauben.
  • Die Prozessautomatisierung durch Robotics  übernimmt weitgehend regelbasierte Aufgaben, die bislang durch Mitarbeiter erledigt wurden. Dadurch lassen sich – abhängig von dem Automatisierungspotential in solchen Bereichen – zwischen 20 und 40 Prozent der Kosten einsparen.
  • Hochentwickelte Analytics bieten die Gewähr für optimierte Entscheidungsfindung und strategische Erkenntnisse – wichtige Elemente einer gesteigerten Wertschöpfung. Beispielweise schaffen prognostische Analysen Voraussetzungen dafür, Wirtschaftsdaten mit geographischen Gegebenheiten und speziellen Daten über Zahlungsverhalten spezifischer Kunden zu korrelieren und so Entscheidungen für das Kreditmanagement zu verbessern. Genauso ist es möglich, durch Algorithmen Voraussagen über eventuell mögliche zukünftige Problemstellungen abzuleiten, indem Analysen in den Social Media Netzwerken durchgeführt oder Schlüsselbegriffe in Big-Data-Lösungen genutzt werden.
  • Up-to-date-Digitalisierung baut Altlasten ab in den Finance-Prozessen durch die Adaptierung von Cloud-basierten Applikationen, durch Analyse-Tools (Big-Data) sowie durch Nutzung aller verfügbaren mobilen Applikationen.
  • Die digitale Qualifikation der Belegschaft steigert die Produktivität des Unternehmens, ermöglicht die Generierung zusätzlichen Wissens und fördert das Wertschöpfungspotenzial der einzelnen Mitarbeiter und Teams.
  • Mit Hilfe von kognitivem Computing, also selbst lernender Datenerhebung, lassen sich Muster und Strukturen erkennen, zudem können Voraussagen generiert und große Datenvolumina analysiert werden.

Dabei wirkt sich schon alleine die Digitalisierung im Rechnungswesen positiv aus: 35 Prozent geringere Kosten, eine Reduktion der Fehlerquoten auf 1 Prozent und signifikant schnellere Durchlaufzeiten sind das Ergebnis. Das Beispiel belegt, dass Digitalisierung wesentliche Voraussetzung ist, um im Kreis der Besten – des World Class Quartils – erfolgreich bestehen zu können. World Class Unternehmen profitieren dabei von gesteigerter Kosteneffizienz, erhöhen allerdings parallel die Wertsteigerung (etwa durch artificial intelligence) im betrieblichen Entscheidungsprozess. Wesentlich ist dabei nicht zuletzt ein ganzheitlicher Ansatz, der die Wirkungen der einzelnen Bausteine integriert und damit zusätzlich Mehrwert generiert.

(The Hackett Group ist Firmenmitglied im Internationalen Controller Verein ICV.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert