In der FTD vom 13. Mrz. 2009 erschien unter dieser Überschrift ein Artikel, in dem Jack Welch, früherer GE-Chef und prominenter Vertreter des Shareholder-Value, dieses Konzept u.a. wie folgt bezeichnet: “Genau betrachtet, ist Shareholder Value die blödeste Idee der Welt. Shareholder-Value ist das Ergebnis, keine Strategie, die wichtigsten Interessensgruppen sind die eigenen Mitarbeiter, die eigenen Kunden und die eigenen Produkte.”
Eine späte Einsicht!
Auch wenn das Shareholder-Value-Verfahren mit diesem Zitat weitestgehend auch “offiziell” tot sein sollte, werden für Controller mindestens zwei Aspekte mit Sicherheit zurückbleiben. Die Ermittlung des Return on Capital Employed (ROCE) und die Ermittlung des Weighted Average Cost of Capital (WACC), die unabhängig vom Begriff “Shareholder Value” bestehen bleiben werden und deren Differenz, der Spread, ausdrückt, ob das Unternehmen denn mindestens die Gesamtkapitalkosten erwirtschaftet haben – ein Konzept, das wir in ähnlicher Form als kalkulatorische Zinsen und Betriebsergebnis (nach dem Abzug von kalk. Zinsen) in Deutschland schon seit Jahrzehnten kannten. Dieses langfristig orientierte ökonomische Ergebnis wird auch nach dem Fall des “Shareholder-Value”-Begriffes eine wichtige Größe sein, für die wir als Controller, laut unserer Funktionsbeschreibung, transparenzverantwortlich sind. Ein wirtschaftliches sinnvolles Ergebnis zu machen ist aber nicht die Strategie an sich, sondern das Ergebnis einer Strategie, d.h. z.B., in einer bestimmten Weise Kundenprobleme mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern besser (als der Mitbewerb) zu lösen.
Und im Rahmen der derzeitigen wirtschaftlichen Situation geht es zurzeit sowieso nicht darum, durch kurzfristige Gewinnmaximierung den Aktienwert zu steigern, sondern eher darum, überhaupt eine Mindestverzinsung der Kapitalkosten sicherzustellen oder gar nur die laufende Liquidität sicherzustellen. Insofern hat Jack Welch zu diesem Zeitpunkt nur ein System in Frage gestellt, was sowieso kaum jemand mehr berücksichtigt hat.
Ich bin ja schon gespannt, ob und wann, nach Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, dieses Verfahren unter einem neuen Namen, evtl. in 10 Jahren wiederentdeckt wird. Bis dahin aber wir aber noch einen herausfordernden Weg vor uns.
Die vollständigen Artikel finden Sie in der FTD unter “Jack Welch schwört Shareholder-Value ab”.