Wortneuschöpfungen können herrlich schöpferisch sein. Oder ärgerlich. Manchmal auch einfach nur überflüssig.
Mein Lieblingswort ist Handy, weil es das im Englischen gar nicht gibt, sondern dort Mobile oder Cell Phone heißt. Noch ein bisschen lustiger wäre es, wenn es ein Handie wäre und wir auf klangliche Anbiederung verzichten könnten. Sei’s drum. Eine ganze Weile war das Lateinische, das Griechische und das Französische chic. Diesen Moden verdanken wir so schöne Neologismen wie eben dieselben oder das Trottoir. Fisematenten haben unsere Großmütter erfunden, die unsere Mütter davor warnten dem „Visitez ma tente“ der französischen Soldaten nachzugehen. Ich meine auch, dass Menschen, die ins Office gehen, das mit einer fröhlicheren Haltung tun, als mancher sprachlicher Schutzpatron, der uns lieber im Büro sähe.
Das Deutsche besticht durch das freie Kombinieren von Substantiven. Das verleiht vielem hohe Selbsterklärungskraft. „Datenmustererkennung“ ist durchaus sprechend. Durchgesetzt hat es sich nicht. Das Englische liefert metaphernstarke Alternativen, die auch unter Wissenschaftlern keinen Mangel an Ernsthaftigkeit signalisieren. „Datenbergbau“ klingt im Deutschen lächerlich. „Data Mining“ hingegen transportiert im Englischen und im Deutschen Faszination. Ähnliches gilt für „Business Intelligence“.
Manches tut auch weh. „Metrik“ ist die Lehre vom Vers, vom Takt und ein Abstandsbegriff. Im Deutschen und im Englischen. Jetzt kommen die „Metriken“ über uns. Im Plural bisher unbekannt. Gemeint sind: Zahlen.
Wenn es gilt, sprachliche Wiederholung zu vermeiden, stehen Größen, Werte, Indikatoren, Messgrößen, Maßzahlen, Kennziffern bereit. Wer genauer sagen will, wovon er spricht, der hat reiche Auswahl unter Messungen, Buchungen, Abweichungen, Differenzen, Anteilen, Prozenten oder Absolutwerten.
Zum Teufel mit den Metriken.
Im Ingenieurbereich benutzen wir den Begriff Metriken als anderes Wort für Masseinheiten. Es ist ganz zentral, welche Metrik man anwendet. Es ist sogar schon einmal eine Marsmission gescheitert, weil die amerikanischen und die europäischen Ingenieure in unterschiedlichen Metriken gedacht und konstruiert haben.
Wenn nun der Begriff Metriken auch in den Sprachschatz der Controller kommt, finde ich das sehr begrüssenswert.
Gerade wenn es um eine Wert- beziehungsweise Werte-diskussion geht, wird der Begriff “Metrik” zu einem zentralen Verständnisfaktor. Wer alles mit der monetären Metrik messen will, mag sich daran stören, dass es auch nichtmonetäre und subjektive Metriken gibt. Wenn er dann noch realisiert, dass man sogar mit diesen nichtmonetären Metriken rechnen und sie als Ziel- und Orientierungsgrössen verwenden kann, wird er den Weg zu einem ganzheitlicheren Controlling entdecken.
Vielleicht schickt er dann das alte Wert-Paradigma zum Teufel, in dem vorgespiegelt wird, alles sei mit der monetären Metrik zu messen.