Prämissen in der strategischen Planung

Einige von Ihnen, lieber Leser, erinnern sich vielleicht noch an das Formular “Strategische Planung” der Controller-Akademie, das aus den Rubriken “Leitbild”, “Ziele”, “Strategie”, “Prämissen” und “Maßnahmen” bestand.

Zur Diskussion führte häufig das Feld “Prämissen”. Viele Seminarteilnehmer hätten in dieses Feld am liebsten den Satz hineingeschrieben: “Die Planung trifft ein, wenn alle Annahmen (Einstandspreise, Verkaufspreise, Energie- und Lohnkosten etc.) eintreffen!” Das ist bei der Planung aber sowieso unterstellt und sollte nicht mehr explizit und “bürokratisch” in einem Extra-Feld dokumentiert werden.

Prämissen sind in diesem Formular eher stillschweigend unterstellte strategisch-qualitative Annahmen über Mitbewerber, Gesetzgeber etc. Treten diesen Voraussetzungen nicht ein, ist das Erreichen der Strategie gefährdet. Man könnte sie auch als strategische Frühwarnindikatoren bezeichnen.

Aktuell fand ich in der letzten Woche einen Artikel in der FTD zum Thema GEZ-Gebührenreform, der die Prämissen der öffentlich rechtlichen Anstalten berühren dürfte, die über eine (mehrjährige) Rundfunkgebührenperiode eine Kostendeckung zu erzielen haben. Dabei war bislang unterstellt: a) es darf Erlöse aus Werbesendungen geben und b) die Rundfunkgebühren, die die Kommission zu Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) für einen Zeitraum von 5 Jahren festsetzt, reichen aus, den Restbetrag zu decken.

Wenn nach einem Gutachten von Prof. Kirchhof im
Rahmen der Gebührenreform bei ARD und ZDF auch auf Werbung und Sponsoring zu verzichten sei, so müssten die Einnahmeausfälle aber durch die Gebühr ausgeglichen werden. Das wäre eine z.B. Prämisse in der strategischen Planung.

Ähnliche Prämissen gelten in vielen Branchen, z.B. in der Pharmaindustrie in Bezug auf Patentschutz und die Preisbildung bei neuen Produkten. Diese bei einer Strategie stillschweigend unterstellten Verhaltensannahmen über Gesetzgeber, Mitbewerber und Muttergesellschaften sollten vom Controller auch in schriftlicher Form dem Management transparent gemacht werden. Man kann sie dadurch besser nachverfolgen und auch rechtzeitig ein Fragezeichen setzen, ob es nicht langsam an der Zeit sei, diese Prämissen in Frage zu stellen und Strategiekorrekturen vorzunehmen.

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