Das war sie also, die re:publica XI, die große, internationale Tagung über “Blogs, Social Media und die digitale Gesellschaft”. Zweieinhalb Tage lang war ich als ControllingBlogger erstmals dabei und damit Teil der “Bloggerszene” oder sogar der “Netzaktivisten”, wie manches 1.0-Medium dieser Tage die Konferenz beschrieben hatte. Wohl 3.000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland sollen es gewesen sein, die sich von Mittwoch bis Freitag in die Säle an der Berliner Friedrichstraße im Friedrichstadtpalast, in der Kalkscheune und sogar im Quatsch Comedy Club oft im wahrsten Sinne des Wortes quetschten.
Aus einem prall gefüllten Tagungs-Programm mit oftmals 7 gleichzeitig stattfindenden Vorträgen bzw. Workshops hatte ich mir meinen straffen Fahrplan erstellt. Nur einer der geplanten Punkte fiel schließlich der Überfüllung zum Opfer; mit zunehmender Kongressdauer ließen sich Wege in die anvisierten, wenn auch rappelvollen Veranstaltungen, finden.
Als Schwerpunkte hatte ich mir Vorträge zu rechtlichen Fragen, Datenjournalismus und Social Media Measurement gewählt. Hinzu kamen Vorträge zu grundsätzlichen Themen der digitalen Gesellschaft wie “Internet als gesellschaftlliches Betriebssystem” oder auch “Was ist Kontroll-Verlust?”
Es waren 12 Vorträge, die ich besucht habe, und höchstens einen oder zwei davon, möchte ich im Nachhinein missen. Ich habe – vielleicht mag das den einen oder anderen überraschen – auf dieser Tagung hohe Professionalität in einer offenen, völlig unverkrampften Atmosphäre erlebt, geballte Kompetenz, Ernsthaftigkeit gepaart mit Lockerheit und Spaß prägten die Vorträge. Viel Neues war zu erfahren, aktuelle Herausforderungen wurden benannt und wohltuend verzichteten Referenten auf Allgemeinplätze oder Ausflüchte, wenn sie keine Lösung parat hatten.
Obwohl ich längst nicht alle Vorträge erlebt habe, davon auch nur die wenigsten Flaggschiff-Vorträge im großen Saal des Friedrichstadtpalastes, glaube ich dennoch, einen Trend ausgemacht zu haben: Die Social-Media-Community kommt zu der Erkentnis, dass die auseinanderdriftenden Entwicklungen von Internet und Gesellschaft einer gemeinschaftlichen Willensbildung jener bedarf, die heute zwar höchst innovativ aber meist noch individuell die Entwicklung im Web vorantreiben. Diesen Stimmungswandel bringt vielleicht der stürmische Beifall zum Ausdruck, den Gunter Dueck, angekündigt als Professor und Philosoph, der auch an der technologischen Ausrichtung der IBM mitarbeitet, auf der re:publica 2011 mit seinem Vortrag “Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem” geerntet hat.