Thomas Amann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Certified Public Accountant, Vorsitzender des Verwaltungsrates der iaf Institute for Accounting & Finance SE, Wörthsee
Geschäftsführer der Amann Advisory GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Rottenburg
– Es kann zu verfrühten Umsatzausweisen/-realisierungen im Jahresabschluss kommen, insbesondere wenn die Erfolgsbeteiligung umsatzabhängig geregelt wird.
– Spätestens 2018 werden IAS 11 und IAS 18 durch IFRS 15 ersetzt. Die bisherigen Standards waren nicht genügend gut für eine objektive Umsatzdarstellung. Es bestand bisher keine konsistente Praxis für die Umsatzrealisierung, lt. IASB.
– Man will von einem Case-Law zu einem konsistenten Konzept. Der IFRS-Ansatz ist ein 5-stufiges Modell. Im ersten Schritt sollen die Kontrakte identifiziert werden. Im 2. Schritt sind die zentralen Leistungsverpflichtungen zu identifizieren. Je Leistungsverpflichtung sind der Leistungsumfang und der Leistungszeitraum zu definieren.
– Wie wird sich der Standard lt. IASB auswirken? Für einfache Geschäftsmodelle wird es keine Auswirkungen gehen. Bei komplexen Verträgen kann es gewaltige Auswirkungen auf zentrale Umsatzgrößen geben.
– Die FIFA hat als erste Organisation freiwillig vorzeitig den IFRS 15 angewendet, um Transparenz und Vertrauen zu schaffen.
– Die FIFA hat inzwischen auch ihre Planung auf IFRS 15 umgestellt.
– Zu welchen Auswirkungen hat das für die FIFA geführt? Umsätze und Erträge werden deutlich später ausgewiesen, sodass in 2016 ein Verlust von 365 Mio. $ entstanden ist.
– Bisher wurden die Projekte nach dem Leistungsfortschritt bewertet. Nach dem IFRS 15 wird dieser Ertrag jetzt später ausgewiesen.
– Die FIFA schreibt nach IFRS 15 in ihrem 4-Jahreszyklus 3-Jahre Verluste und im 4. Jahr Gewinne. Bislang hatte die FIFA die Erlöse geglättet.
– In Bezug auf das HGB sind die Regelungen sehr dürftig (§252 HGB). Im Steuerrecht wird man auch nicht viel finden. Wie werden die GOB ausgelegt? Die GOB entwickeln sich weiter. Hier gibt es bereits höchstrichterliche Rechtsprechung, sodass der IFRS 15 indirekt in das HGB einfließen könnte.
– Freenet weist bereits darauf hin, dass Accounting und Billing auseinanderdriften. Umsatzerlöse (Accounting) werden einen anderen Wert haben als die Summe der “gedruckten” Rechnungswerte (Billing). Zum Billing-Umsatz muss ein Delta betrachtet werden, um zum Accounting-Umsatz zu kommen.
– Rolls-Royce plc hat seinen Geschäftsbericht 2016 mit IFRS 15 “nachgespielt”, d.h. retrospektiv nach IFRS neu erstellt. Es fehlen 10% vom Umsatz und 16% vom EBIT. Hierdurch fehlen 3 Milliarden-Eigenkapital aufgrund des neuen Standards.