Dr. Stefan Niemand. Leiter Produktplanung der AUDI AG, Ingolstadt, stellt zunächst die organisatorische Eingliederung der Produktplanung in das Organigramm der Audi AG ein. Beachtenswert ist die Anbindung des Bereiches Produktplanung – aufgrund seiner Wertigkeit für das Unternehmen – an das Ressort des Vorstandsvorsitzenden. Zu den Aufgaben der Produktplanung gehört den Portfolio- und Produktstrategie, die Produktplanung und der Themenbereich “Systemangebot und alternative Antriebe”.
Die zentralen Einflussfaktoren auf die Volatilität im Automobilgeschäft kommen aus folgenden Bereichen:
- Gesellschaft und Kunde:
- Altersstruktur: Verdoppelung des weltweiten Anteils der über 65-jährigen von 2006 bis 2015, d.h. altersgerechte Produkte
- Nachhaltigkeit: Vom Idealismus zum strategisch motivierten Nachhaltigkeitskonsum: Kunden von Premium- und Luxusmarken erwarten Nachhaltigkeit
- Haushaltsformen: Von der Großfamilie über Kleinfamilie zur Patchwork-Gesellschaft: verlangt maßgeschneiderte Produkte
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Individualismus: Starke Tendenz der Persönlichkeit über die Kaufentscheidung ausdrücken: individuelle Konzepte
- Druck durch weltweite CO2-Gesetze
- Trend: Weltweit jedes 3. Premiumfahrzeug ist im Jahr 2020 ein SUV
- Die regionalen Märkte verschieben sich: Chancenmärkte sind u.a. Indien, Südamerika, Russland
Diese Einflussgrößen und die aus ihnen resultierenden Volatilitäten versucht die Audi AG u.a. durch “Steuerungen” auf 3 inhaltlich verschiedenen Ebenen beherrschbar zu machen:
1. Steuerung über das Produktportfolio
– Führungsgrößen zur Bewertung der Portfoliostrategie sind u.a.: Volumenabsicherung, Prestigeausbau, Eroberung junger Kunden, Statement für Progressivität/Uniqueness, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Leistbarkeit.
– Im Portfoliokreis, in dem alle relevanten Bereiche des Unternehmens vertreten sind, erfolgt ein bereichsübergreifender Austausch und eine Priorisierung bzw. Empfehlung, die zu einem Vorstandsentscheid führt.
2. Steuerung über Planungsrunden
Nach dem Vorstandsentscheid erfolgt die Erstellung eines Cycle-Plans. Er ist eine Übersicht über die Planung der zeitlichen Abfolge von Fahrzeugprojekten, Derivaten und Produktaufwertungen in der Zukunft. Sein Ziel ist die Sicherstellung eines kontinuierlichen Wachstums, die Beschäftigungssicherung und die zeitliche Konzentration zur Synergiesicherung.
3. Steuerung über Produktprojekte
Aufgabe der Produktplanung: Die Definition des Fahrzeuges (Nachfolger, Derivat, neues Produkt) im Sinne eines gesamtunternehmerischen Optimums Die Umsetzung erfolgt durch ein Produktplanungsteam (PPT), das interdisziplinär durch “Unternehmer” aus den beteiligten Geschäftsbereichen.
Herr Dr. Niemand stellte besonders die Risiken dar, die der Automobilindustrie dadurch entstehen, dass sie sehr früh in erhebliche finanziellen Vorleistungen (Investitionen) gehen müssen und die Volatilitäten möglichst in den frühen Phasen beherrschbar gemacht werden müssen, um größere finanzielle Risiken zu vermeiden.
Es war ein Vortrag mit “Benzin im Blut”.