Die tiefste Branchenkrise – Controlling bei der Lufthansa Cargo AG

Peter Gerber, Vorstand Finanzen & Personal bei der Lufthansa Cargo AG, Frankfurt/Main, berichetet über die “Lessons Learned” aus der größten Krise der Luftfahrtindustrie. Er bezeichnet die Krise als “Ausnahmekrise”. Auch Lufthansa Cargo verlor im 4. Quartal 2008 fast “über Nacht” 30 Prozent des Umsatzes. Die Luftfahrtindustrie ist zwar zyklisch, dennoch gab es keinen gleichartigen Umsatzrückgang in der Geschichte. Dieses war besonders problematisch, da die Luftfahrtindustrie sehr Asset-lastig ist. Es musste rasch reagiert werden, da ein schneller Cashflow-Abfluss erfolgte.

Peter Gerber betonte, ebenso wie Dr. Werner Brandt, das der “Sense of Urgency” sehr kraftvoll ist. Eine wichtige Aufgabe für den Vorstand.

4 Kernfelder haben im Krisenmanagement eine besondere Bedeutung: 1.) Kostentransparenz und –senkungen; 2.) Risikoanalyse, 3.) Zukunftspotentiale und 4.) Information und Zusammenarbeit.

Das Programm “ESP” (Ergebnissicherungsprogramm) der Lufthansa Cargo deckt diese 4 Bereiche ab. Ganz wichtig ist dabei die Risikoanalyse, ähnlich wie bei der SAP, über Szenarien.

Das ESP verlief in verschiedenen Phasen: 1.) zunächst wurden Kostensenkungsmaßnahmen durchgeführt; dann 2.) eine Mengenstrategie (um die freien Kapazitäten auszulasten) verfolgt; schließlich 3.) eine Margenoptimierung durchgeführt und dann 4.) eine neue Zukunftsausrichtung entwickelt.

Der stabile Forecast-Prozess war ein wesentlicher Bestandteil zum Management der Krise, da das Budget 2009 in 2009 nur noch Papiercharakter hatte. Der Forecast wurde teilweise alle 2 Tage durchgeführt, aufgrund der intensiven Schwankungen dieser Branche.

Von ca. 3 Mrd. € in 2008 fiel der Umsatz auf ca. 2 Mrd. €. Ein großer Teil des Umsatzeinbruches konnte durch Kosteneinsparung kompensiert werden.

Saubere Controlling-Prozesse lernt man besonders in der Krise zu schätzen. Man konnte die Controlling-Prozesse in der Krise mit Geschwindigkeit einsetzten. Jeder Tag ist in der Krise bares Geld. Starre Budgets verlieren in der Krise an Bedeutung. Notwendigen Maßnahmen müssen “von oben” mit Vorbildfunktion und einem klaren Appell kommuniziert werden. Diese Maßnahmen müssen nachhaltbar sein. Dabei darf aber nie die langfristige Strategie aus dem Auge verloren werden.

Im Moment könnte die Lufthansa-Cargo ein sehr gutes Ergebnis für das laufende Jahr schreiben, doch weiß keiner, ob die Krise schon vorbei ist. Es könnte der größte Ergebnisspin in der Geschichte der Luftfahrtindustrie bevorstehen. Vielleicht ist die Informationsgeschwindigkeit ein zentraler Punkt, für diese starke Volatilität, da alle Beteiligten zeitgleich handeln. Hieraus können großen Krisen und Boomzeiten sehr schnell hintereinanderfolgen. Diese Aspekte sind in zukünftige Planungen besser einzubeziehen.

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