Prof. Dr. Werner Gleißner, Vorstand, FutureValue Group AG, Leinfelden-Echterdingen, Honorarprofessor an der TU Dresden
Die zentrale Frage im Risikomanagement ist: Was macht das Management mit dem Risiko? Entscheidungen unter Unsicherheit erfordern Risikomessung. Die einzige Aufgabe des Managements ist es, Entscheidungen zu treffen. Alle anderen Aufgaben kann das Management abgeben. Die Schritten im Risikomanagement: Einzelrisiken sind zu identifizieren und bewerten. Risiken aggegieren im Kontext der Planung, Performancemaß berechnen und risikogerecht entscheiden, Risiken bewältigen und überwachen.
Ein anderes Wort für Risikomanagement ist Planungsunsicherheit und damit ist Risikomanagement eine zentrale Aufgabe des Controllings. Die intuitiven Fähigkeiten des Menschen mit Risiko umzugehen, gehen gegen Null.
Seit letztem Jahr empfiehlt das Institut des Wirtschaftsprüfer, dass die Controller ein Risikotragfähigkeitskonzept aufzubauen zu haben. In der nächsten Ausgabe des Controller Magazins erfolgt ein Aufsatz zur Kennziffer “Insolvenzwahrscheinlichkeit”, eine Kennziffer, die der Gesetzgeber verlangt.
In Investitionsrechnungen sollte kein durchschnittlicher Abzinsungszinssatz angewendet werden, sondern ein risikospezifischer Zinssatz.
Den Risikobegriff am besten weglassen, da er negativ besetzt ist. Besser: Planungsunsicherheit. Wir wollen Transparenz über mögliche Plan-Abweichungen haben.
Es gibt zwei gesetzliche Grundlagen für das Risikomanagement: §91 Abs. 2 Aktiengesetz; IDW Prüfungsstandard 340.
Eine bestandsgefährdende Entwicklung ist eine Kombination des Eintretens einer Kombination von Risiken. Hierzu ist eine Risikoaggregation erforderlich.
Wir brauchen entscheidungsvorbereitende Risikoanalysen, d.h. vor der Entscheidung!
Die Unternehmensführung hat heute die Beweislast, dass sie eine Risikoanalyse vorgenommen hat. Die Unternehmensführung haftet persönlich.
Der Katalog der Planungsprämissen ist ein erster praxisorientierter Einstieg in die Risikoanalyse, woraus 80-90 Prozent der Gesamtrisiken resultieren.
Die Monte-Carlo-Simulation ist eine Muß-Anforderung für die Einschätzung der Planungssicherheit.
Bei der Digitalisierung scheinen wir die bisherigen Fehler im Bereich Finanzen & Controlling zu wiederholen. Die Themen kennen wir aus der Volkswirtschaft schon lange. Nur besteht jetzt ein größeres Interesse. Ein Großteil der Projekte im Finance-Bereich wird scheitern. Die Maschine erkennt genauso wie der Mensch Muster, die gar nicht da sind. Wir dürfen nicht in die Daten hineinschauen, ohne vorher eine Theorie gebildet zu haben. Sobald Daten sind, wird man sich gar keine anderen Fragen mehr stellen. Diese Aussagen gelten nur für Anwendungen im Bereich “Controlling & Finance”.